Mehr als 200 Festnahmen bei Protesten

In Moskau haben Tausende Menschen gegen gegen die Verurteilung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny protestiert. Die Polizei nahm mehr als 200 Teilnehmer fest.

A policeman beats a man who was detained inside a police bus during a protest against the verdict of a court in Kirov, which sentenced Russian opposition leader Alexei Navalny to five years in jail, in central Moscow, July 18, 2013. Russian opposition lea (Bild: TATYANA MAKEYEVA)

In Moskau haben Tausende Menschen gegen gegen die Verurteilung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny protestiert. Die Polizei nahm mehr als 200 Teilnehmer fest.

Die letzten Worte von Alexej Nawalny vor seiner Verhaftung direkt im Gerichtssaal am Donnerstag waren: «Langweilt euch nicht ohne mich. Und das Wichtigste: Seid nicht untätig.» Sein Ruf an die Putin-Kritiker wurde gehört, noch am selben Abend versammelten sich nach Angaben der Polizei 2500 Menschen in Moskau zu einem nicht genehmigten Protest vor dem Kreml, Aktivisten sprachen hingegen von 10’000 Teilnehmern.

Sicher scheint, dass die Polizei am Abend und in der Nacht auf Freitag mehr als 200 Menschen in Gewahrsam genommen hat. Die Internetseite OVD-Info, die auf Polizei- und Justizinformationen aus unabhängiger Quelle spezialisiert ist, berichtete von 209 Festnahmen. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.

Proteste auch in St. Petersburg

Die Sicherheitskräfte räumten am Abend den Roten Platz am Kreml, doch dauerten die Proteste nahe dem Parlament bis in die Nacht an. Auch in Russlands zweitgrösster Stadt St. Petersburg gab es Proteste, an denen sich rund 2000 Menschen beteiligten.

Kein Störung geduldet: Die russische Polizei hat in Moskau bei einer nicht genehmigten Demonstration gegen die Verhaftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny durchgegriffen.

Kein Störung geduldet: Die russische Polizei hat in Moskau bei einer nicht genehmigten Demonstration gegen die Verhaftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny durchgegriffen. (Bild: ALEXANDER DEMIANCHUK)

Den Angaben zufolge wurden die meisten Festgenommenen in Moskau wieder freigelassen. Gegen einige Demonstranten wurde jedoch Anzeige gestellt wegen Störung der öffentlichen Ordnung. Darauf steht eine Strafe von bis zu 15 Tagen Haft oder 300’000 Rubel (rund 8500 Franken).

Lagerhaft für Oppositionellen

Die Proteste richteten sich gegen die Verurteilung des prominenten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny, der am Donnerstag von einem Gericht in Kirow wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt worden war.

Nawalny gilt als einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Im Winter 2011 war er bei den Massenprotesten nach der umstrittenen Parlamentswahl als einer der Wortführer aufgetreten und machten ihn auch im Ausland bekannt. Bereits seit 2007 tritt er aber seinen Blog in die Öffentlichkeit, rr recherchierte und schrieb hauptsächlich zu dubiosen Geschäftspraktiken russischer Grosskonzerne.

Am Mittwoch war er als Kandidat zur Bürgermeisterwahl in Moskau am 8. September zugelassen worden, doch darf er im Fall einer Verurteilung nicht antreten. Das Urteil stiess bei der EU und den USA auf scharfe Kritik.

Nächster Artikel