Die Tubenherstellerin Obrist steht vor dem Aus. 213 Mitarbeitern in Reinach BL und Bischofszell TG droht damit die Kündigung. Das Unternehmen leidet unter dem starken Schweizer Franken und den Überkapazitäten in der europäischen Tubenindustrie.
Derzeit prüfe ein professionelles Restrukturierungsteam alle Optionen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Schliessung der beiden Betriebe stelle dabei ein «sehr wahrscheinliches Szenario» dar.
Weitere Möglichkeiten wären der Verkauf der Betriebe oder die partielle Weiterführung von Teilbereichen. «Wir sind in Kontakt mit potenziellen Käufern», erklärte Obrist-Geschäftsführer Richard Jauslin gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Die H. Obrist & Co. AG wurde im Jahr 1948 gegründet und spezialisierte sich auf die Herstellung von Aluminiumtuben und -kartuschen, etwa für die Lebensmittel- oder Pharmaindustrie.
In den letzten Jahren setzte dem Unternehmen, das zwei Drittel seines Umsatzes im Ausland erzielt, der starke Schweizer Franken zu. «Anfänglich hielten wir dies für eine vorübergehende Laune der Währungsschwankungen», sagte Geschäftsführer Jauslin. Ab 2011 hätten sich die negativen Auswirkungen aber deutlich bemerkbar gemacht.
Im selben Jahr kaufte Obrist die Bischofszeller Tubenfabrik tubi.ch AG, wovon man sich Synergieeffekte erhoffte. Diese blieben jedoch aus. Um Gegensteuer zu geben, wurden die beiden Produktionsbetriebe in Reinach und Bischofszell Anfang 2013 einer Reorganisation unterzogen, wobei ein erster Stellenabbau vorgenommen wurde.
Die Margenerosion konnte jedoch auch damit nicht gestoppt werden, weshalb es in der Folge zu einem unerwartet grossen Mittelabfluss kam.
Konsultationsverfahren eröffnet
Am Mittwoch hat das Unternehmen nun das arbeitsrechtliche Konsultationsverfahren eröffnet, das am 28. August endet. Im Falle einer Schliessung würden 149 Arbeitnehmer in Reinach und 64 in Bischofszell ihre Stelle verlieren.
Gemäss Jauslin würde es sehr wahrscheinlich zu einer stillen Liquidation kommen. Das heisst, das Unternehmen würde geordnet geschlossen und alle Verpflichtungen könnten erfüllt werden. Die Arbeitsverhältnisse würden dabei innerhalb der ordentlichen Kündigungsfrist aufgelöst.
Dennoch wird gemäss Medienmitteilung derzeit ein Massnahmenpaket zur Vermeidung von Härtefällen erarbeitet. Albert Obrist, Verwaltungsratspräsident und Firmenbesitzer, macht die Lage zu schaffen: «Ich bedaure die Situation ausserordentlich, und diese Entwicklung tut mir leid», wird er zitiert.