Nach dem Vormarsch der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak schaukelt sich die Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten hoch. Bei einem Angriff von vermutlich schiitischen Bewaffneten auf eine sunnitische Moschee kamen mindestens 73 Menschen ums Leben.
Das berichteten Spitalmitarbeiter. Laut Augenzeugen stürmten die Angreifer am Freitag die Moschee in der Provinz Dijala nordöstlich von Bagdad und schossen um sich. Dem Nachrichtensender Al-Arabija zufolge waren die Täter schiitische Milizionäre. Nach dem Angriff habe es ausserhalb der Moschee Zusammenstösse gegeben.
Die Angreifer wollten sich dem Sender zufolge für einen Sprengstoffanschlag rächen. Das Nachrichtenportal Al-Mada berichtete unter Berufung auf die Polizei, bei einer Explosion in derselben Region seien vier Kämpfer einer schiitischen Miliz getötet worden.
«Extreme Bedrohung»
Die US-Regierung schliesst unterdessen Luftangriffe auf den IS auch in Syrien nicht mehr aus. «Wir denken über alle Optionen nach», sagte Verteidigungsminister Chuck Hagel. Die Miliz sei eine extreme Bedrohung für die USA und « weit mehr als eine Terrorgruppe». Sie sei «so hoch entwickelt und gut finanziert wie keine andere».
Die IS-Extremisten beherrschen sowohl in Syrien als auch im Nachbarland Irak jeweils etwa ein Drittel des Territoriums. Kämpfer und Waffen können die Grenze ungehindert passieren. Die USA hatten Anfang August im Nordirak mit Luftangriffen auf die Terrorgruppe begonnen.
US-Generalstabschef Martin Dempsey erklärte, die Organisation könne nicht besiegt werden, ohne ihre starke Stellung in Syrien ins Kalkül einzubeziehen. Der Kampf müsse auf beiden Seiten der «quasi nicht existierenden Grenze» zwischen dem Irak und Syrien geführt werden.
Lösegeld gefordert
Die US-Nachrichtenseite Globalpost berichtete, die IS-Terrorgruppe habe den Eltern des von ihr hingerichteten US-Reporters James Foley eine Woche vor dessen Tod eine E-Mail geschickt. Darin kündigten die Extremisten die Bluttat als Vergeltung für die US-Luftangriffe im Nordirak an.
Die Miliz hatte laut «New York Times» 100 Millionen Euro Lösegeld verlangt. Im Gegensatz zu europäischen Staaten lehnen es die USA ab, Lösegelder zur Geiselbefreiung zu zahlen. Foley war Anfang der Woche von den Extremisten enthauptet worden.
Am Donnerstag haben die IS-Milizen in Mossul einen Mann wegen Ehebruchs gesteinigt. Im Leichenschauhaus in Mossul wurde der Tod des Mannes bestätigt. Laut seinem Ausweis war er 30 Jahre alt.
Kampf um Flughafen
In Syrien lieferten sich IS-Extremisten und Soldaten des syrischen Regimes von Präsident Baschar al-Assad heftige Kämpfe um einen strategisch wichtigen Militärflughafen im Osten des Landes. Dabei seien in den vergangenen zwei Tagen mindestens 70 IS-Kämpfer getötet worden, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Die Terrormiliz versucht seit Tagen, den Militärflughafen Al-Tabka einzunehmen. Er ist die letzte Bastion des Regimes in der ostsyrischen Provinz Al-Rakka. Sollten die Extremisten den Flughafen erobern, könnten sie die Region unbehelligt beherrschen.
Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs im März 2011 kamen nach UNO-Angaben bereits mehr als 190’000 Menschen ums Leben. Grossbritannien schloss im Kampf gegen die IS-Terroristen einen Schulterschluss mit Syriens Staatschef Assad aus. Eine solche Allianz sei weder praktikabel noch vernünftig noch hilfreich, sagte Aussenminister Philip Hammond am Freitag im BBC-Radio.