Mehr als eine Million lebt in prekären finanziellen Verhältnissen

In der Schweiz leben mehr als eine Million Menschen in prekären finanziellen Verhältnissen. Diese Realität ist mittlerweile auch Teil der politischen Agenda. Das Hilfswerk Caritas hat am Dienstag sein zweites, überarbeitetes Handbuch zur Armut veröffentlicht.

Armut ist laut Caritas mehr als ein Randphänomen: Mutter mit Sohn (Bild: sda)

In der Schweiz leben mehr als eine Million Menschen in prekären finanziellen Verhältnissen. Diese Realität ist mittlerweile auch Teil der politischen Agenda. Das Hilfswerk Caritas hat am Dienstag sein zweites, überarbeitetes Handbuch zur Armut veröffentlicht.

In der Schweiz leben mehr als eine Million Menschen in prekären finanziellen Verhältnissen. Diese Realität ist mittlerweile auch Teil der politischen Agenda. Das Hilfswerk Caritas hat am Dienstag sein zweites, überarbeitetes Handbuch zur Armut veröffentlicht.

Armut sei weit mehr als ein Randphänomen, schreibt Caritas. Fast jede fünfte Person in der Schweiz sei nicht in der Lange, eine unerwartete Rechnung von 2000 Franken zu bezahlen, etwa für eine Zahnbehandlung.

Gemäss Caritas ist Armut mehr als eine finanzielle Notlage. Armut könne bedeuten, trotz Schmerzen auf einen Arztbesuch zu verzichten, um Kosten zu sparen, keine Ausbildung und keine Perspektive oder einen unsicheren Aufenthaltsstatus zu haben. Arme könnten nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

Schock im Jahr 2006

Das «Neue Handbuch Armut in der Schweiz» von Claudia Schuwey und Carlo Knöpfel wurde am Dienstag in Bern vorgestellt. Das Buch mit 286 Seiten sammelt Daten und Fakten sowie die Mechanismen der Armut und der sozialen Sicherheit. Das Nachschlagewerk ist auf Deutsch und auf Französisch erhältlich.

Die erste Handbuch der Caritas im Jahr 2006 löste aufgrund der Enthüllung zum Ausmass der Armut in der Schweiz eine politische Debatte aus. Seitdem wurden Massnahmen getroffen. Der Bund rief 2013 ein nationales Programm zur Prävention von Armutsbekämpfung ins Leben. Mehrere Kantone folgten nach.

Laut Bundesamt für Statistik führte 2011 jede 13. Person in der Schweiz ein Leben in Armut.

Heute sind viele Kantone in finanziellen Schwierigkeiten. Statt die Steuern zu erhöhen, versuchten sie, Sozialleistungen zu kürzen, stellt das Hilfswerk fest.

Das Handbuch von Caritas beschreibt die neuesten Entwicklungen und wirft die Frage auf, ob die Bemühungen des Staates genügen, um Armut nachhaltig zu verhindern oder zu überwinden. Das Buch bietet eine eigene Linie der Untersuchung.

«Armut halbieren»

Unter dem Slogan «Armut halbieren» lancierte Caritas 2010 ein Jahrzehnt der Bekämpfung von Armut in der Schweiz. Laut Bundesamt für Statistik führte 2011 jede 13. Person in der Schweiz ein Leben in Armut. Das waren rund 580’000 Menschen, darunter 130’000 Erwerbstätige.

2011 lag die Armutsgrenze für Einzelpersonen gemäss Bundesamt für Statistik bei durchschnittlich 2200 Franken pro Monat, bei zwei Erwachsenen mit zwei Kindern bei 4050 Franken. Davon mussten die Betroffenen den allgemeinen Lebensunterhalt wie Essen, Kleidung, Körperpflege und Verkehr sowie Wohnkosten und Versicherungen bestreiten.

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