Bei einem Flugzeugunglück in Indonesien sind am Dienstag vermutlich mindestens 116 Menschen ums Leben gekommen. Eine Militärmaschine mit 113 Menschen an Bord stürzte in der Millionenstadt Medan ab und verwandelte ein Wohngebiet in ein flammendes Inferno.
Der Luftwaffenchef des Landes rechnete am Dienstag nach einem Besuch der Absturzstelle nicht mit Überlebenden. «Nein, nein, keine Überlebenden. Ich komme gerade von der Absturzstelle», sagte Luftwaffenchef Agus Supriatna auf die Frage nach möglichen Überlebenden.
Die Maschine vom Typ Hercules C-130 war Minuten nach dem Start abgestürzt und in Flammen aufgegangen, wie die Armee mitteilte. Mindestens 49 Tote seien bereits geborgen worden, sagte Supriatna. An Bord der Maschine waren demnach 101 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder.
Der Absturz ereignete sich nur zwei Minuten nach dem Start um 12.08 Uhr Ortszeit (7.08 Uhr MESZ). Der Stützpunkt liegt rund fünf Kilometer von Medan entfernt.
Die 51 Jahre alte Maschine prallte unter anderem gegen ein kleines Hotel. Präsident Joko Widodo äusserte sich bestürzt und sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus.
Stadtteil in Trümmern
Von Gebäuden rings um die Absturzstelle waren nur noch Trümmer übrig. Autos standen in Flammen. Einwohner des Viertels drängten sich vor den Polizeiabsperrungen, um einen Blick auf das qualmende Wrack zu erhaschen.
«Es war sehr beängstigend», sagte Novi, die von ihrem nahegelegenen Arbeitsplatz aus das tieffliegende Flugzeug beobachtet hatte. Mit ihren Kollegen einer internationalen Schule sei sie sofort zum Absturzort geeilt, wo alles «sehr schlimm» ausgesehen habe.
Ein anderer Einwohner sagte, das Flugzeug habe kurz vor dem Absturz offenbar Probleme gehabt: «Ich habe das Flugzeug aus der Richtung des Flughafens kommen sehen und es hat sich schon nach unten geneigt, dann habe ich Rauch aufsteigen sehen.»
Widersprüchliche Angaben
Die Angaben über die Zahl der Insassen der Maschine gingen zunächst auseinander: Die Streitkräfte sprachen anfangs lediglich von zwölf Besatzungsmitgliedern an Bord des mit Militärgütern beladenen Flugzeugs.
Später sagte ein Sprecher des Luftwaffenstützpunktes in Medan, es seien weitere 31 Menschen in Medan zugestiegen – hauptsächlich Familien von Offizieren; möglicherweise seien aber zuvor bereits bei anderen Zwischenstopps weitere Passagiere an Bord gegangen.
Nicht das erste Unglück
Bereits 2005 hatte sich in Medan, einer Stadt von rund zwei Millionen Einwohnern, ein verheerender Flugzeugabsturz ereignet. Damals war ein Passagierflugzeug der heimischen Fluggesellschaft Mandala ebenfalls kurz nach dem Start in einem dichtbesiedelten Vorort abgestürzt, dabei kamen insgesamt 150 Menschen ums Leben.
Medan auf der Insel Sumatra ist die grösste indonesische Stadt ausserhalb der Hauptinsel Java und ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum. Der Polonia-Flughafen liegt mitten in der Stadt.
Er war bis 2013 der viertgrösster Flughafen des Landes. Mit Eröffnung eines neuen Flughafens ausserhalb wurde der Flughafen der Luftwaffe übergeben und in Stützpunkt Soewondo umbenannt.