Mehr als jeder zehnte Aargauer Haushalt mit knappem Budget

Im Aargau waren 2008 rund 11,7 Prozent aller Haushalte knapp bei Kasse. Bei 7,5 Prozent der Haushalte waren die finanziellen Mittel gar sehr knapp. Dies zeigt der erste Sozialbericht des Kantons Aargau. Der Kanton bezeichnet die soziale Lage der Bevölkerung insgesamt aber als gut.

Im Aargau waren 2008 rund 11,7 Prozent aller Haushalte knapp bei Kasse. Bei 7,5 Prozent der Haushalte waren die finanziellen Mittel gar sehr knapp. Dies zeigt der erste Sozialbericht des Kantons Aargau. Der Kanton bezeichnet die soziale Lage der Bevölkerung insgesamt aber als gut.

Dabei zeigt sich jedoch, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen einem hohen wirtschaftlichen und sozialen Druck ausgesetzt sind. Zu den Risikogruppen zählen schwach qualifizierte Personen, Familien mit tiefen Einkommen sowie Migrantinnen und Migranten.

Zudem sind Kinder aus Migrationsfamilien und Personen über 80 Jahren gefährdet. Der Bericht zeige die neuen Anforderungen an die Sozialpolitik auf, sagte Frau Landammann Susanne Hochuli (Grüne), Vorsteherin des Departements Gesundheit und Soziales (DGS).

Ziel ist eine Sozialpolitik, die nicht auf finanzielle Unterstützung ausgerichtet ist, sondern laut Hochuli eingreift, bevor sich Menschen in Notlagen befinden. Eine gute Sozialpolitik befähige die Menschen, ihr Leben möglichst eigenständig zu bewältigen, sagte Hochuli.

Von der Aargauer Bevölkerung beziehen 1,9 Prozent Sozialhilfe. Vor allem Alleinerziehende oder Personen ohne Berufsabschluss sind darauf angewiesen. Rund 12 Prozent der Bevölkerung fehlt ein Berufsabschluss.

Ausbildung bei Migranten unterschiedlich

Besonders stark zeigt sich dies bei Migranten aus Südeuropa oder dem Balkan. Bei dieser Gruppe verfügen 42 Prozent über keinen Berufsabschluss. Migranten aus neuen Herkunftsländern aus West und Nord sind im Durchschnitt besser ausgebildet als Schweizer.

Von den Einwohnern zwischen 25 Jahren und dem Rentenalter gehen 93 Prozent aller Männer und 79 Prozent aller Frauen einer Arbeit nach. Viele arbeiten auch fünf Jahre nach Erreichen des Rentenalters weiter: 25 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen.

Der Aargau muss sich zudem grossen Herausforderungen stellen. So wird sich die Zahl der Menschen über 65 Jahre etwa verdoppeln, die Zahl der über 80-Jährigen gar verdreifachen. Bereits heute sind überdurchschnittlich viele pflegebedürftige Rentner auf Sozialhilfe angewiesen.

Familien im Fokus

Für den 260-seitigen Bericht wurden auch Familien unter die Lupe genommen. Dabei zeigte sich, dass im Kanton Aargau 58 Prozent aller Ehen geschieden werden. Das liegt leicht über dem schweizerischen Durchschnitt von 54 Prozent.

Weiter nehmen zwei von fünf Familien von Kindern mit Vorschulalter regelmässig bezahlte oder unbezahlte familienergänzende Betreuung in Anspruch. So geben sie Kinder in Tagesstätten, Tagesfamilien, zu Grosseltern oder Bekannten.

Grosse Mehrheit der Mütter erwerbstätig

Von den Müttern mit Kindern über zehn Jahren gehen 90 Prozent einer Arbeit nach, viele allerdings in Teilpensen. Dies sagte Christina Leimbacher, Leiterin der Fachstelle Familie und Gleichstellung. Der Aargau will deshalb die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter fördern.

Der Sozialbericht soll Grundlage einer neuen Sozialstrategie werden. Der Regierungsrat hat das DGS bis 2013 beauftragt, eine Strategie auszuarbeiten. Danach wird im Rahmen einer sozialpolitischen Planung über die Umsetzung entschieden.

Der Bericht geht auf einen überparteilichen Vorstoss im Grossen Rat zurück. Der Vorstoss hatte zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Caritas die Erarbeitung einer Armutsstudie gefordert. Darauf gab die Regierung den Sozialbericht in Auftrag.

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