Mehr ambulante Behandlungen führen bei den Spitälern zu Defizit

Während Schweizer Spitäler immer mehr ambulante Leistungen erbringen, werden sie dafür immer schlechter entschädigt: 500 Millionen Franken betrug das Defizit im vergangenen Jahr.

Der Eingang des Notfallzentrums vom Inselspital Bern (Archiv) (Bild: sda)

Während Schweizer Spitäler immer mehr ambulante Leistungen erbringen, werden sie dafür immer schlechter entschädigt: 500 Millionen Franken betrug das Defizit im vergangenen Jahr.

Die Schweizer Spitäler haben letztes Jahr im ambulanten Bereich ein Defizit von 500 Millionen Franken eingefahren. Dies, weil die Spitäler immer mehr ambulante Leistungen erbringen, gleichzeitig aber weniger Geld dafür erhalten, wie der Spitalverband H+ mitteilt.

Zwischen 1996 und 2012 haben die ambulanten Spitalleistungen um 106 Prozent zugenommen. Mittlerweile wird jede vierte ambulante Behandlung in einem Spital oder in einer Klinik durchgeführt, Tendenz weiter steigend, wie H+ an seiner Jahresmedienkonferenz am Dienstag in Bern ausführte.

Charles Favre, Präsident von H+, nannte mehrere Gründe für diese Entwicklung. So seien zum Beispiel heute gewisse Eingriffe stationär möglich, für die früher ein längerer Spitalaufenthalt nötig war. Spitäler und Kliniken würden aber auch immer mehr zur ersten Anlaufstelle bei Notfällen. Zudem steige die Lebenserwartung, die Bevölkerung werde immer älter, was unter anderem dazu führe, dass es mehr medizinisch komplexe Fälle gebe.

Taxpunktwert

um 4,5 Prozent gesunken

Während die Spitäler also immer mehr ambulante Leistungen erbringen, werden sie dafür immer schlechter entschädigt, wie Vertreter von H+ vor den Medien in Bern monierten. Der durchschnittliche Taxpunktwert für ambulante Leistungen im Spital sei von 2004 bis 2010 um 4,5 Prozent gesunken, sagte Bernhard Wegmüller, Direktor von H+.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Spitäler können, im Gegensatz zu einem freipraktizierendem Arzt, bei Notfällen in der Nacht oder am Wochenende keine Zuschläge verrechnen. Dies, obwohl die Spitäler für Nacht- und Wochenendeinsätze höhere Löhne zahlen müssen.

Warnung vor steigender Unterdeckung

Die Abgeltung der ambulanten Spitalleistungen sei ungenügend und verursache eine steigende Unterdeckung, warnte der Spitalverband deshalb. Es brauche so rasch als möglich eine Gesamtrevision des Ärztetarifs Tarmed durch alle Tarifpartner.

Die von Gesundheitsminister Alain Berset geplante Umverteilung von 200 Millionen Franken von den Spezialisten zu den Haus- und Kinderärzten lehnt H+ hingegen klar ab. Der Spitalverband hatte das Vorhaben bereits in der Vernehmlassung heftig kritisiert.

Der Eingriff in den ambulanten Tarif Tarmed sei nicht sachgerecht. Spitäler würden benachteiligt, weil die geplante Aufwertung nur für hausärztliche Leistungen in der Arztpraxis, nicht aber für ambulante Dienste von Spitälern gelten soll.

Die von Berset geplante Änderung der Tarifstruktur führe zu einer paradoxen Situation, sagte Wegmüller. Ein Hausarzt verdiene dann für die gleiche Leistung mehr, wenn er sie in seiner Praxis erbringe, als wenn er über ein Spital abrechne.

Die Spitäler warnen: Sollte Berset sein Vorhaben wie angekündigt umsetzen, müssten die Spitäler zusätzlich mit Mindereinnahmen von 100 bis 150 Millionen Franken rechnen. Dagegen werde man sich wehren.

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