Bestimmt die Nachfrage das Angebot oder das Angebot die Nachfrage? Die Lösung für diese ökonomische Frage ist so schwer zu finden wie beim Problem mit dem Huhn und dem Ei.
Für den Gesundheitssektor kommt Santésuisse nun aber in einer Studie zum Schluss: Es ist das Angebot, das die Menge der erbrachten Leistungen – also die Nachfrage – diktiert.
Entscheidend für die Entwicklung der Gesundheitskosten sei das grosse Mengenwachstum, schreibt der Krankenkassenverband am Donnerstag in einem Communiqué zur Studie. Nehme in einem Kanton die Anzahl der Spezialärzte und das Ausmass der spitalambulanten Betreuung zu, so würden automatisch auch mehr Leistungen beansprucht, folgert Studienautor Reto Schleiniger.
Diese Aussage stützt der Professor der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften auf seine Untersuchung der Mengen- und Preisentwicklung bei der obligatorischen Krankenpflegeversicherung in den Jahren 2004 bis 2010. Die These, dass im Gesundheitsmarkt das Angebot die Menge der Leistungen bestimme, sei damit bestätigt, erklärt Santésuisse.
«Prämiengrossregionen wären ungerecht»
Des weiteren bringe die Studie ans Licht, dass die zuweilen grossen Kostenunterschiede zwischen den Kantonen strukturell bedingt seien. Die Mengenunterschiede, also dass in einem Kanton mehr und in einem anderen Kanton weniger Gesundheitsleistungen bezogen würden, stellten den bedeutendsten Faktor für die unterschiedlichen Gesamtkosten dar.
«Prämiengrossregionen wären deshalb ungerecht», lässt sich Santésuisse-Direktor Christoph Meier im Communiqué zitieren. Eine entsprechende Idee hatte vor einigen Monaten GDK-Präsident Carlo Conti ins Spiel gebracht, um das Problem mit den zuviel bezahlten Krankenkassenprämien in einigen Kantonen künftig gar nicht erst entstehen zu lassen.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
So würde den effektiven Versorgungsregionen besser Rechnung getragen, hatte der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK) eingebracht. Santésuisse-Vorsteher Meier ist jedoch der Ansicht, dies würde «falsche Anreize schaffen».
Denn die Prämienzahlenden in ländlichen Gegenden müssten so die grössere Leistungsbeanspruchung und die höheren Preise in den Städten mitfinanzieren.
Zu prüfen sei hingegen, ob tiefere Arzttarife in den überversorgten städtischen Gebieten und höhere Tarife in den unterversorgten ländlichen Regionen Sinn machen würden, schreibt Santésuisse. Damit soll angeregt werden, dass für Ärzte aus der Stadt die Arbeit auf dem Land attraktiv bleibt, wie Santésuisse-Sprecher Paul Rhyn auf Nachfrage erläutert.