Das Baselbiet ist noch immer sicher, hat aber ein Problem: die vielen Einbrüche. Das sagte Sicherheitsdirektor Isaac Reber bei der Präsentation der Statistik für 2013. Auch der Einsatz der Militärpolizei brachte nichts Positives.
Die Präsentation der Baselbieter Kriminalstatistik begann mit einer Warnung: Wer das Zimmer verlässt, könnte unschöne Szenen zu Gesicht bekommen. Gewalt! Blut!
Doch keine Angst: Die Szenen sind nur gespielt, für Aspiranten, die an diesem Tag im Polizei-Hauptgebäude in Liestal zu Besuch sind.
Die Baselbieter Polizei braucht offenbar neue Leute, die gute Nerven haben. Denn anders als in der übrigen Schweiz hat die Zahl der Delikte in diesem Kanton auch im vergangenen Jahr zugenommen (plus 12 Prozent auf fast 17’000).
Kein Platz mehr in den Gefängnissen
Der Grüne Sicherheitsdirektor Isaac Reber eröffnete die Medienorientierung dennoch mit einer positiven Nachricht: Das Baselbiet ist im nationalen Bereich noch immer überdurchschnittlich sicher (56 Delikte auf 1000 Einwohner, der Durchschnitt liegt bei 70).
Nach dieser Relativierunge folgte die weniger gute Nachricht:
Auch 2013 gab es im Baselbiet wieder mehr Einbrüche – rund 2300 (plus 15 Prozent). Damit ist der Anteil der Einbrüche an der Gesamtkriminalität so hoch wie in keinem anderen Kanton. «Sie sind ein echtes Problem, wenn auch unser einziges», sagte Reber dazu.
Schon positiver ist die Feststellung, dass die Baselbieter Polizei in diesem Bereich etwas erfolgreicher geworden ist. Die Aufklärungsquote lag bei 12 Prozent (vorher 3 Prozent), das ist nun Schweizer Durchschnitt. In absoluten Zahlen heisst das: 90 Täter konnten verhaftet werden. Ein kleiner Erfolg, der aber auch ein Problem zur Folge hat: Für die Verhafteten und Verurteilten gibt es kaum mehr Platz in den Baselbieter Gefängnissen. Bis das neue Justizzentrum in Muttenz fertig ist, werden sie darum zum Teil auch in Containern und im Laufner Uralt-Gefängnis untergebracht.
Ist Europa schuld?
Erklärungen für den Baselbieter Einbruchs-Trend hatten Reber und Martin Grob, Chef der Kriminalpolizei, auch noch parat: die grüne Grenze und die guten Verkehrswege. «Das Baselbiet ist gut erschlossen», sagte Reber, «das ist für uns natürlich toll. Aber leider profitieren die Kriminaltouristen auch davon.» Und sie seien die Hauptursache für die Einbrüche. Das zeige sich auch in anderen Grenzkantonen, sagte Reber.
Und wer ist schuld daran? Europa natürlich! Die offenen Grenzen, werden zumindest die rechtskonservativen Europa-Gegner sagen.
Reber und Grob halten aber offenbar wenig von solchen Behauptungen. In den 1990er-Jahren sei die Zahl der Delikte sogar höher gewesen, sagten sie. Und das war noch vor dem Schengener Abkommen und der Öffnung der Grenzen.
Aber warum denn dieser so genannte «Kriminaltourismus»? Grob sprach das «Wohlstandsgefälle» in Europa an, ohne aber näher darauf einzugehen. Spekulationen sind seine Sache nicht.
Wegen Militär: mehr Einbrüche in Basel
Auch Reber sprach lieber über Massnahmen. Über den Ausbau der Grenzwache, den die Nordwestschweizer Kanton vom Bund verlangen. Über die zusätzlichen Polizisten, die das Korps verstärken werden. Über die neuen Sicherheitsassistenten. Über die Patrouillen, die auf den Strassen «Präsenz markieren». Und, ja, auch über die umstrittene Zusammenarbeit mit der Militärpolizei. Reber bleibt dabei: Die gemeinsam durchgeführten Kontrollen waren ein Erfolg. Während der grossangelegten Aktion im Oktober 2013 sei die Zahl der Einbrüche zurückgegangen.
Allerdings nur im Baselbiet. In Basel gab es in dieser Zeit dafür mehr Einbrüche. Und nach der Aktion stieg die Zahl auch im Baselbiet wieder. Das ist wohl ein Grund, warum Polizeikommandant Mark Burkhard gegenüber der TagesWoche sagte, dass es zumindest in diesem Jahr keine gemeinsame Übung mit der Militärpolizei geben werde.
Es scheint gut vorstellbar, dass das Militär auch in den Jahren danach nicht unbedingt benötigt wird im Baselbiet.
Nach der Presseorientierung vom Mittwochmorgen floss in Liestal jedenfalls nicht einmal mehr künstliches Blut.