Vier Wochen Ferien hält der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse in der heutigen Zeit für ungenügend. Am Freitag hat er die Abstimmungskampagne zu seiner Initiative „6 Wochen Ferien für alle“ lanciert. Laut einer Umfrage wollen ihr am 11. März 57 Prozent zustimmen.
Nach Ansicht der Initianten ist heute die gesetzliche Ferienregelung aus dem Jahre 1984 von der Realität überholt. „Entwicklungen in der Arbeitswelt, im Familienleben und im Gesundheitsbereich verlangen eine Veränderung“, sagte Martin Flügel, Präsident von Travail.Suisse, vor den Medien in Bern.
In der Arbeitswelt hätten Hektik und Stress massiv zugenommen, die Grenzen der Belastung seien erreicht oder gar überschritten, sagte Flügel weiter. In der Schweiz wurden 2010 beispielsweise 213 Millionen Überstunden geleistet.
Viele Arbeitnehmende mache die Arbeit krank, sagte Flügel weiter. Dies koste 10 Milliarden Franken pro Jahr. Zudem leide auch das Familienleben immer stärker.
Eine Verbesserung der Ferienansprüche sei somit auch eine Antwort auf die gewandelten Anforderungen der Arbeitswelt, führte Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), als Mitglied des Initiativ-Pro-Komitees aus.
„Lohnende Investition“
Den Initianten ist bewusst, das mehr Erholung durch mehr Ferien nicht gratis ist. Eine Woche Ferien koste den Arbeitgeber pro Arbeitnehmer rund fünf Franken pro Tag – bei einem Monatslohn von 4500 Franken.
Die volkswirtschaftlichen Kosten der Initiative belaufen sich somit auf rund 6,8 Milliarden Franken verteilt auf sechs Jahre. Vergleiche man diesen Betrag mit den zehn Milliarden Franken, die zu hohe Arbeitsbelastung nach sich ziehe, sei eine Woche mehr Ferien eine lohnende Investition, zeigten sich die Komiteemitglieder – Gewerkschaften, SP und Grüne – überzeugt.
Drei Viertel der Bevölkerung und fast 90 Prozent der Erwerbstätigen wünschen sich mehr Ferien als die heute gesetzlich vorgesehenen vier Wochen. Nur gerade 14 Prozent sind mit dem Status quo zufrieden. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die Travail.Suisse in Auftrag gegeben hat. 57 Prozent der Befragten würden der Initiative zustimmen.
Gegner sorgen sich um Wirtschaftsstandort
Die Gegner der Initiative befürchten derweil bei einer Annahme eine Schwächung der KMU und eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Das Volksbegehren führe zudem nicht zu einer Abnahme, sondern vielmehr zu einer Zunahme der Arbeitslast für die Arbeitnehmenden.
Dem überparteilichen Komitee „Ferieninitiative Nein“ genügt der heute gültige gesetzliche Anspruch auf vier Wochen Ferien (fünf Wochen für Lehrlinge). Umso mehr, als dass die Unternehmen den Arbeitnehmenden zusätzliche Ferien gewähren würden und die durchschnittliche Feriendauer 4,8 Wochen beziehungsweise 5,4 Wochen für über 50-Jährige betrage.
Das überparteiliche Komitee setzt sich zusammen aus Vertretern aller bürgerlichen Parteien. Auch der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, der Arbeitgeberverband sowie der Gewerbeverband sprechen sich gegen eine Erhöhung des gesetzlichen Ferienanspruches aus.