In der Schweiz werden mehr Frauen und Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung als bisher angenommen. Eine neue Studie der UNICEF schätzt die Zahl gefährdeter oder betroffener Frauen auf rund 10’700. Bisher ging man von rund 6700 Betroffenen aus.
Die Opfer stammen mehrheitlich aus Somalia, Eritrea und Äthiopien, wie UNICEF Schweiz am Mittwoch mitteilte. Auch die Länder Sudan und Ägypten wurden von betroffenen Mädchen und Frauen als Herkunftsland angegeben.
UNICEF analysierte zum dritten Mal nach 2001 und 2004 Ausmass und Problematiken, die sich in der Schweiz im Zusammenhang mit der Genitalverstümmelung stellen. Die Zahlen basieren einerseits auf Schätzungen des Bundesamtes für Statistik und andererseits auf eine Onlinebefragung von Fachpersonen, die oft mit betroffenen Mädchen und Frauen zu tun haben.
Die Studie mit den am Mittwoch publizierten Zahlen wird am Donnerstag an der Jahrestagung von UNICEF Schweiz präsentiert.
Präventionsmassnahmen umsetzen
Seit dem 1. Juli verbietet das Schweizerische Strafgesetzbuch jegliche Form der Genitalverstümmelung. Damit können Personen strafrechtlich verfolgt werden, die ein in der Schweiz wohnhaftes Mädchen beschneiden lassen, auch wenn dies im Ausland geschieht.
UNICEF Schweiz genügt diese Strafnorm nicht. Die Organisation fordert die Umsetzung von Präventionsmassnahmen. „Jetzt gilt es, die bedrohten Mädchen hierzulande effektiv zu schützen“, liess sich Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz, in der Mitteilung zitieren.
Die weltweiten Erfahrungen zeigten, dass Prävention und Repression sich ergänzen müssten, wenn man die schädliche Praktik überwinden wolle. Weltweit seien rund 130 Millionen Frauen beschnitten – alle 15 Sekunden erleide ein Mädchen dieses Schicksal.
Laut UNICEF verstösst Genitalverstümmelung gegen fundamentale Menschenrechte. Der Eingriff sei schmerzvoll und ziehe lebenslange physische und psychische Konsequenzen nach sich: So hätten beschnittene Frauen ein höheres Risiko, an Infektionen, Komplikationen bei der Geburt oder Unfruchtbarkeit zu leiden.