Neues Rekordhoch bei Flüchtlingen und im eigenen Land Vertriebenen weltweit: Vor Krieg, Gewalt und Verfolgung waren im vergangenen Jahr 65,5 Millionen Menschen auf der Flucht, 300’000 mehr als im Jahr davor.
Jede einzelne Minute des Jahres mussten irgendwo auf der Welt 20 Menschen fliehen, berichtete das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Montag in Genf. Jeder 113. Mensch auf der Welt ist ein Flüchtling. Seit 1997 hat sich die Flüchtlingszahl damit praktisch verdoppelt.
Darunter waren 22,5 Millionen Menschen, die in andere Länder flüchteten und 40,4 Millionen Vertriebene, die in ihren Heimatländern Unterschlupf fanden. Die Gesamtzahl lag knapp über der des Vorjahres.
Das suggeriere eine Stagnation der Lage, aber das sei falsch, sagte Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. «Das verschleiert nur, wie instabil die Lage in vielen Regionen ist.» Millionen Menschen seien in ihre Heimatorte zurückgekehrt, ohne dass die Lage wirklich sicherer war. Andere hätten ein neues Zuhause in Drittländern gefunden. Neu wurden 10,3 Millionen Menschen in die Flucht getrieben.
Lage ausser Kontrolle
Besonders alarmiert ist das UNHCR über die Lage im Südsudan, die ausser Kontrolle zu geraten droht. Das Land steht nach Anzahl der ins Ausland geflüchteten Landsleute mit 1,4 Millionen Menschen bereits an dritter Stelle, hinter Syrien mit 5,5 Millionen und Afghanistan mit 2,5 Millionen.
Seit Jahresbeginn seien aus dem Südsudan weitere 500’000 Menschen geflohen. Das Land ist erst seit 2011 mit damals zwölf Millionen Einwohnern unabhängig geworden. Zwei Jahre später brachen Kämpfe zwischen verschiedenen Ethnien um die Vorherrschaft aus.
Zählt man die über die Grenzen Geflüchtete und intern Vertriebene zusammen, steht Syrien an erster Stelle mit zwölf Millionen. 650 von 1000 Einwohnern sind auf der Flucht. Danach kommt Kolumbien mit 7,7 Millionen, gefolgt von Afghanistan mit 4,7 Millionen, Irak mit 4,2 Millionen und Südsudan mit 3,3 Millionen. Dahinter liegen Kongo, Somalia, Nigeria, Ukraine und Jemen.
84 Prozent fanden in Entwicklungsländern Zuflucht. «Dies ist keine Krise der reichen Welt, sondern eine Krise der Entwicklungsländer», betonte Grandi.