Ein Skandal erschüttert das italienische Gesundheitssystem. Neun Ärzte der Poliklinik von Modena sind in einer gross angelegten Razzia festgenommen worden, an der sich am Freitag 150 Carabinieri beteiligten. Gegen weitere sieben Ärzte wurde eine Berufssperre verhängt.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um Ärzte der Kardiologieabteilung der Poliklinik von Modena. Ihnen wird Unterschlagung öffentlicher Gelder, Korruption, Dokumentenfälschung und Betrug auf Kosten des Gesundheitswesens vorgeworfen.
Sie werden zudem beschuldigt, ohne Genehmigung klinische Tests durchgeführt zu haben. Ein Verband herzkranker Patienten hatte den Justizbehörden unerlaubte, in der Poliklinik durchgeführte Tests gemeldet, die gravierende Folgen auf Kranke gehabt hätten.
Die Carabinieri nahmen die Ermittlungen auf, nachdem Patienten, die in der Kardiologie-Abteilung operiert worden waren, ums Leben gekommen waren.
Ärzte unter Hausarrest
Von den neun verhafteten Ärzten wurden acht unter Hausarrest gestellt. Zu ihnen zählt auch die Ex-Leiterin der Kardiologieabteilung der Poliklinik Maria Grazia Modena. Die Ermittlungen betreffen die Jahre 2009 bis 2011.
Als mutmasslicher Drahtzieher der Organisation gilt der Ex-Direktor der Kardiologie-Abteilung der Poliklinik, Giuseppe Sangiorgio, der hinter Gittern landete. Er soll unter anderem medizinische Geräte auf Kosten des öffentlichen Gesundheitssystems erworben haben, obwohl er dafür nicht die Genehmigung erhalten hatte.
Die Bankkonten Sangiorgios sowie dreier fiktiver Wohltätigkeitsorganisationen, die er gegründet hatte, wurden gesperrt.
Der Bürgermeister von Modena, Giorgio Pighi, erklärte sich wegen der Ermittlungen erschüttert. Er berief eine Sondersitzung des Gemeinderats ein, um die Hintergründe des Skandals zu besprechen. „Wir hoffen, dass alle Vorwürfe geklärt werden“, betonte das Stadtoberhaupt.
Die Gesundheitsbehörden versicherten, dass die Kardiologieabteilung der Poliklinik trotz der Festnahmen der Ärzte funktionsfähig sei.