Vor einer provokanten Kunstaktion in Havanna sind mehrere Dissidenten festgenommen oder unter Hausarrest gestellt worden. Der Dissident Elizardo Sánchez sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP, er wisse von zehn Fällen.
Die Bloggerin Yoani Sánchez teilte auf ihrer Internetseite «14ymedio» mit, sie sei zuhause festgesetzt worden, während ihr Mann Reinaldo Escobar vor dem Haus mit dem befreundeten Dissidenten Eliecer Avila festgenommen worden sei.
Die Performancekünstlerin Tania Bruguera, die zu der Kunstaktion aufgerufen hatte, war derweil unauffindbar. Bruguera hatte ihre Landsleute dazu aufgerufen, am Dienstag auf den zentralen Revolutionsplatz der Hauptstadt Havanna zum Mikrofon zu greifen, um ihre Wünsche für die Zukunft des Landes zu äussern.
«Das Werk wird ein künstlerisches Ereignis sein, das den Kubanern erlauben wird, aufzustehen und selbst darüber zu sprechen, was sie zu Beginn des neuen Jahrs bewegt», schrieb Bruguera in dem über das Internet verbreiteten Aufruf.
Ihre Bewegung Yo tambien exijo (Auch ich fordere) erklärte am Dienstag, sie habe die Polizei kontaktiert, um den Verbleib von Bruguera zu erfahren.
Kleine Versammlung
Vor ihrer Wohnung stiessen AFP-Journalisten auf zwei Zivilpolizisten. Dennoch konnten sich rund 20 Dissidenten auf dem Revolutionsplatz versammeln. Die kleine Versammlung wurde von zahlreichen Polizisten überwacht.
Der Platz vor dem Regierungssitz in Havanna ist der traditionelle Ort für politische Kundgebungen, doch werden dort im Allgemeinen keine unabhängigen Veranstaltungen geduldet. Die Ankündigung Kubas und der USA vor einigen Tagen, nach einem halben Jahrhundert wieder diplomatische Beziehungen aufzunehmen, hat jedoch die Hoffnung auf Wandel geweckt.
Die jüngsten Festnahmen in Kuba dürften US-Kritikern der Annäherung zwischen beiden Ländern neuen Auftrieb geben. Unter den Kritikern sind zahlreiche Mitglieder des US-Kongresses, die gefordert hatten, es müsse zunächst Zugeständnisse bei den Menschenrechten geben.
Kritik der USA
Die USA haben die Festnahme mehrerer kubanischer Dissidenten scharf kritisiert. «Wir verurteilen die anhaltende Drangsalierung und wiederholten willkürlichen Festnahmen durch die kubanische Regierung scharf», teilte das US-Aussenministerium am Mittwoch mit.
Das teils gewaltsame Vorgehen der Führung in Havanna diene dazu, «Kritiker zum Schweigen zu bringen, friedliche Versammlungen sowie die Meinungsfreiheit einzuschränken und Bürger einzuschüchtern». Die USA seien «tief besorgt» über die jüngsten Berichte über Festnahmen friedlicher Mitglieder der Zivilgesellschaft und Aktivisten.