900 Kirch- und 300 Kappellglocken zählt der Kanton Freiburg. Da sich die Herstellungsweise von Glocken im deutschsprachigen Raum und in den frankophonen Gebieten unterscheidet, ertönen einige der Spiele in den 190 Glockentürmen quasi „zweisprachig.“
Laut dem Berner Glockenkundler Matthias Walter klingen die nach französischer Tradition hergestellten Glocken wuchtiger und grosszügiger. Walter hat die Vielfalt der Glocken im Kanton Freiburg gemeinsam mit dem dortigen Amt für Kulturgüter für die Zeitschrift des Vereins Pro Freiburg dokumentiert.
Laut Aloys Lauper, stellvertretender Vorsteher des Amtes für Kulturgüter, sind Glocken eines der letzten kaum erforschten Gebiete der Kunstgeschichte. Glockentürme seien die weitgehend „exklusive Domäne von Sakristanen, Spinnen und Kirchenmäusen“, der Zugang sei schwierig und bisweilen sogar gefährlich.
Nur eine einzige Studie
Im Kanton Freiburg gibt es bislang erst eine einzige wissenschaftliche Arbeit über Kirchenglocken; sie stammt aus dem Jahre 1898. Wilhelm Effmann publizierte damals seine Forschung über Glocken in der Stadt Freiburg.
Rund 50 Jahre später inventarisierte Victor Tinguely in aufwändiger Arbeit während zweier Jahrzehnte die Glocken im Sense-Bezirk. Lauper bedauert, dass die aktuelle Forschungstätigkeit der Kunsthistorikerin Fabienne Hoffmann im Kanton Waadt bislang noch nicht auf Freiburger Gebiet ausgeweitet worden ist.
Glockenklänge im Internet
Zumindest Ansätze einer systematischen Erforschung gibt es auch in der Gegenwart. So besuchten drei Historiker für die Reihe „Kunstführer durch die Schweiz“ unlängst die Glockentürme des Kantons und inventarisierten 900 Glocken.
Als vorbildlich lobt Pro Freiburg die Arbeit des Journalisten und Tontechnikers Claude-Michaël Mevs, der den Glockenblog „Quasimodo, sonneur de cloches“ betreibt. Dort sind die ersten Tonaufnahmen des Freiburger Glockenerbes zu hören, wie es heisst.