Mehrheit der Menschen fällt Sinnieren und Meditieren schwer

Meditieren, Tagträumen oder einfach mit seinen Gedanken allein sein fällt den meisten Menschen einer US-Studie zufolge schwer. Psychologen fanden in Experimenten heraus, dass viele Teilnehmer ein Buch, Musik oder ihr Telefon bevorzugen, statt einfach gar nichts zu tun.

Das Nichtstun ist ein Talent, das nicht jedem gegeben ist (Bild: sda)

Meditieren, Tagträumen oder einfach mit seinen Gedanken allein sein fällt den meisten Menschen einer US-Studie zufolge schwer. Psychologen fanden in Experimenten heraus, dass viele Teilnehmer ein Buch, Musik oder ihr Telefon bevorzugen, statt einfach gar nichts zu tun.

Die Studie der Universitäten von Virginia und Harvard, die am Freitag in der Fachzeitschrift «Science» veröffentlicht werden sollte, zeigte zudem Erschreckendes: Einige Teilnehmer waren eher bereit, sich selbst leicht zu verletzen, als nichts zu tun.

An den insgesamt elf verschiedenen Experimenten nahmen mehr als 200 Menschen teil, darunter Studenten und Freiwillige zwischen 18 und 77 Jahren, die unter anderem aus einer Kirche und von einem Markt rekrutiert wurden.

Nachdem sie zwischen sechs und 15 Minuten allein in einem leeren Raum sitzen sollten, berichteten mehr als 57 Prozent der Teilnehmer, sie hätten Probleme gehabt, sich zu konzentrieren, 89 Prozent sagten, ihre Gedanken seien abgeschweift. Rund die Hälfte fühlte sich unwohl.

Hauptsache Ablenkung

Als die Teilnehmer das Experiment zu Hause wiederholen sollten, berichteten 32 Prozent, sie hätten geschummelt, seien vom Stuhl aufgestanden oder hätten an ihrem Telefon herumgespielt.

In einem Experiment gingen sogar zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen so weit, sich einen leichten elektrischen Schock zuzufügen, als sie mit ihren Gedanken allein waren. Laut Erin Westgate von der Universität von Virginia, eine der Autoren der Studie, bevorzugten die Teilnehmer im Grossen und Ganzen aber positive Ablenkungen wie ein Buch.

Nicht Symptom, sondern Ursache

Allerdings gingen die Psychologen nicht so weit, die Unfähigkeit, sich allein zu beschäftigen, auf das technische Zeitalter zu schieben. «Unsere Besessenheit von Smartphones und Bildschirmen ist vielleicht vielmehr das Symptom eines existierenden Problems, als dessen Ursache», sagte Westgate der Nachrichtenagentur AFP.

Somit wäre die ständige Nutzung der Telefone eher die Konsequenz des Bedürfnisses, ständig beschäftigt zu sein.

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