Lars von Triers Endzeit-Drama „Melancholia“ hat am Samstag drei Europäische Filmpreise erhalten, darunter den in der Königskategorie „Bester Film“. Der für seine unbedachten Äusserungen berüchtigte Regisseur liess sich an der Gala von seiner Frau vertreten.
Eine Dankesrede hatte seine Gemahlin Bente Froge nicht dabei: „Er hat keine Nachricht für euch, weil er entschieden hat, keine Statements mehr zu geben.“ Er habe sie jedoch gebeten, „euch freundlich zuzuwinken“. Von Trier hatte im Mai beim Filmfest in Cannes mit Nazi-Äusserungen für einen Eklat gesorgt.
Am Samstagabend war sein Film beim Europäischen Filmpreis mit acht Nominierungen, auch für Regie und Drehbuch, ins Rennen gegangen. Bei der Gala in Berlin schien es lange so, als hätte von Triers Canner Geplapper nachhaltig negative Wirkung.
In den Kategorien Regie und Drehbuch ging er leer aus und musste der Dänin Susanne Bier („Haevnen“) und den belgischen Regiebrüdern Jean-Pierre und Luc Dardenne („Le gamin au vélo“) den Vortritt lassen. Schliesslich bekam „Melancholia“ aber doch noch zwei weitere Ehrungen: für Kamera und Szenenbild.
Nichts gab es am Samstag in Berlin für die Schweizer Koproduktion „The Turin Horse“ von Béla Tarr. Der Film war in den Kategorien Regie, Kamera und Komposition nominiert.
Ein weiterer Preis für Wenders‘ „Pina“
Europäische Schauspieler 2011 sind Tilda Swinton („We Need To Talk About Kevin“) und Oscar-Preisträger Colin Firth („The King’s Speech“). Nominiert gewesen waren auch Kirsten Dunst, die bereits in Cannes geehrt worden war, sowie Charlotte Gainsbourg – beide für „Melancholia“.
Regisseur Wim Wenders konnte sich über eine weitere Auszeichnung für seinen 3D-Tanzfilm „Pina“ freuen, der Europäischer Dokumentarfilm 2011 wurde. Wenders setzte darin der 2009 verstorbenen Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters, Pina Bausch, ein filmisches Denkmal.
„Pina“ erhielt bereits den Deutschen Filmpreis. Zudem bewirbt sich die Doku zwei Mal um einen Oscar: Sie wurde als deutscher Beitrag für das Rennen um den besten nicht englischsprachigen Film ausgewählt und ist unter den Bewerbern in der Kategorie Dokumentarfilm.
Ehrenpreis an Michel Piccoli
Der besondere Ehrenpreis der EFA ging an den französischen Schauspieler Michel Piccoli, der auch als bester Schauspieler für seine Rolle als Papst in „Habemus Papam“ ins Rennen gegangen war. Bruno Ganz und Volker Schlöndorff sagten, sie überreichten Piccoli den Preis „aus Liebe“.