In der Schweiz hat nur ein kleiner Teil der Bevölkerung Erfahrungen mit Doping am Arbeits- oder Studienplatz. Allerdings wird bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie Menschen in Ausbildung ein erhöhter Konsum leistungsfördernder Substanzen festgestellt.
Die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) hat mit Hilfe des Internet-Panels des Link-Instituts erstmals eine repräsentative Umfrage zu Doping am Arbeits- und Studienplatz durchgeführt. Insgesamt haben 10’171 Erwerbstätige und Menschen in Ausbildung im Alter von 15 bis 74 Jahren den Online-Fragebogen vollständig ausgefüllt.
Vier Prozent der Teilnehmer an der Umfrage haben mindestens einmal verschreibungspflichtige Medikamente oder Drogen zum Zweck der kognitiven Leistungssteigerung oder Stimmungsaufhellung eingenommen, wie die Suva am Dienstag bekannt gab. Die Einnahme erfolgte dabei, ohne dass dafür ein medizinischer Grund vorlag.
Mit zwölf Prozent wurde am häufigsten das Medikament Ritalin zur Leistungssteigerung beziehungsweise zur Stimmungsaufhellung missbraucht, gefolgt von den verschreibungspflichtigen Medikamenten Cipralex, Temesta, Stilnox, Xanax, Seresta und Valium.
Hohes Arbeitstempo, hoher Termindruck
Auffällig ist gemäss der Umfrage, dass Menschen in Ausbildung fast doppelt so häufig dopen wie Erwerbstätige. Erwerbstätige Menschen mit Berufen im Gesundheits- und Sozialwesen würden ebenfalls häufiger über Doping am Arbeitsplatz berichten als Angehörige anderer Berufsbranchen.
Die Gruppe mit Doping-Erfahrung berichte häufiger von Stressfaktoren am Arbeitsplatz beziehungsweise in der Ausbildung. Es waren dies Faktoren wie hohes Arbeitstempo, hoher Termindruck, unklare Anweisungen, unnötige Pausen, mangelnde Kontrolle oder Konkurrenzdruck.
Nach Einschätzung der Suva hat gemäss der Umfrage nur ein kleiner Teil der Schweizer Bevölkerung Erfahrungen mit Doping am Arbeits- oder Studienplatz. Besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie bei Menschen, die sich in Ausbildung befänden, sei aber ein erhöhter Konsum von Doping am Arbeitsplatz beziehungsweise im Studium zu beobachten.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie bei Schweizer Studierenden dreier Deutschschweizer Universitäten hatte gezeigt, dass knapp 14 Prozent der Studierenden bereits versucht haben, ihre Gehirnleistung im Studium mit verschreibungspflichtigen Medikamenten oder anderen psychoaktiven Substanzen zu verbessern.
Kein dringenden Massnahmen nötig
«Aus heutiger Sicht bin ich der Meinung, dass Doping am Arbeitsplatz und in der Bildung in der Schweiz kein gravierendes Problem ist, das dringender Massnahmen bedarf», wird Michael Schaub, Direktor des Schweizer Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung, in der Mitteilung zitiert. Es handle sich jedoch um ein Phänomen, das in regelmässigen Abständen untersucht werden sollte, um eine allfällige Zunahme zu identifizieren.
Die Risikogruppen seien jetzt identifiziert. Aus Sicht der Arbeitsmedizin äussert die Suva der Meinung, dass der richtige Umgang mit Herausforderungen sowie die Reduktion von Stress am Arbeitsplatz und in der Bildung die richtigen Ansatzpunkte seien, damit gar nicht zu Medikamenten zur Leistungssteigerung gegriffen werden müsse, sagte Claudia Pletscher, Chefärztin Arbeitsmedizin bei der Suva, laut Mitteilung zu den Studienergebnissen.
«Soft-Doping» verbreitet
Sogenannte «Soft-Dopingsubstanzen» wie Koffein, Energy-Drinks und Vitamin- und Stärkungspräparate werden häufiger zur kognitiven Leistungssteigerung oder Stimmungsaufhellung in Arbeits- beziehungsweise Bildungskontext verwendet, wie die Suva weiter berichtet.
Insgesamt hätten fast zwei Drittel der Befragten von mindestens einer Einnahme von «Soft-Dopingsubstanzen» mit dem Motiv der kognitiven Leistungssteigerung, der Reduktion von Nervosität, Stimmungsaufhellung am Arbeitsplatz oder Entspannung nach Stress bei der Arbeit beziehungsweise in der Ausbildung berichtet.