Die Air-France-Flugzeugkatastrophe am Pfingstmontag 2009 wurde nach dem abschliessenden Expertengutachten massgeblich durch Pilotenfehler verursacht. Wie die Unfallermittler mitteilten, war die Crew nach einer Vereisung der Geschwindigkeitssonden mit der grundsätzlich beherrschbaren Situation überfordert.
Sie habe im Cockpit der Airbus-Maschine komplett die Kontrolle verloren, heisst es im Gutachten. Die Maschine vom Typ Airbus A330-200 stürzte darauf ins Meer. 228 Menschen kamen ums Leben, unter ihnen drei Schweizer. Sie waren auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris, als die Maschine in 11’000 Metern Höhe in ein schweres Gewitter geriet und die Sonden vereisten.
Ko-Piloten waren „verloren“
Eine Geschwindigkeitsmessung wurde dadurch fast unmöglich. Die beiden Ko-Piloten im Cockpit hatten keine Ausbildung für eine solche Extremsituation. Das Ergebnis: die Maschine stürzte wie ein Stein ins Meer.
Die Daten der erst im Frühjahr 2011 aus 4000 Metern Tiefe geborgenen Flugschreiber hatten ergeben, dass die Piloten vor allem auf Warnungen über einen Strömungsabriss an den Tragflächen falsch reagiert hatten. Zudem gaben gemäss Bericht der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) die Bordgeräte auch falsche Anweisungen.
„Die Besatzung war in der Lage praktisch völlig verloren“, sagte der BEA-Ermittlungsleiter Alain Bouillard am Donnerstag vor den Medien in Le Bourget bei Paris. Es habe keine genauen Anweisungen für einen solchen Fall gegeben.
25 Empfehlungen
In ihrem Abschlusspapier gibt die BEA 25 neue Empfehlungen, wie die Flugsicherheit verbessert werden kann. Dazu gehören acht Empfehlungen für eine bessere Ausbildung von Piloten.
Der europäische Flugzeugbauer Airbus versicherte umgehend, er werde die Empfehlungen umsetzen. Die fehlerhaften Sensoren der Firma Thales waren bereits kurz nach dem Absturz bei anderen Flugzeugen ausgewechselt worden.
Für Airbus und die angeschlagene französische Fluggesellschaft Air France geht es auch um wirtschaftliche Interessen. Seit Frühjahr 2011 ermittelt die französische Justiz gegen beide wegen fahrlässiger Tötung.
BEA-Chef Jean-Paul Troadec betonte am Donnerstag, es sei nicht Aufgabe seiner Behörde, die Verantwortlichen zu benennen. Dies sei Sache der Justiz.