Fünf Jahre nach der Übernahme des Westschweizer Biotechunternehmens Serono schliesst der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Merck die Zentrale seiner Schweizer Pharmatochter. In Genf gehen so über 1250 Arbeitsplätze verloren.
Auf 500 der Stellen will Merck fortan ganz verzichten, die übrigen Stellen werden nach Deutschland, in die USA und nach China verlagert. Hintergrund des Stellenabbaus ist ein im Februar angekündigtes Effizienzsteigerungsprogramm. Mit diesem will Merck seine Kosten senken und seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten.
Wie viel der Konzern mit seinen weltweit über 40’000 Mitarbeitern durch die Restrukturierungen insgesamt einsparen will, wurde im Februar nicht bekannt gegeben. Solange die Beratungen mit den jeweiligen Arbeitnehmervertretungen andauerten, sei es verfrüht, detaillierte Pläne zu Kostensenkungen und Personalabbau bekannt zu geben, hiess es damals.
Am Dienstag wurde nun klar, dass die Sparmassnahmen den Standort Schweiz hart treffen. Zu den 1250 Stellen, die in Genf wegfallen, kommen rund 80 weitere dazu, die in den drei Medikamentenfabriken von Merck Serono im Kanton Waadt gestrichen werden. Der Standort Coinsins wird vollständig geschlossen, die dort angesiedelte Produktion ins bestehende Werk in Aubonne integriert, wie Merck mitteilte.
Alternativen gesucht
Die Schliessung der Unternehmenszentrale ist die grösste Massenentlassung in der Geschichte des Kantons Genfs. Die Kantonsregierung, die einen Tag vorher über die Abbaupläne informiert worden war, kündigte an, mögliche Alternativen wie etwa die Weiterführung einzelner Aktivitäten zu prüfen.
Beginnen soll der Abbau der Stellen nach Abschluss des vorgeschriebenen Konsultationsprozesses mit den Sozialpartnern in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres. Mitte 2013 soll er laut Merck Serono abgeschlossen sein.
Das deutsche Unternehmen betonte am Dienstag, wenn immer möglich sozial verträgliche Lösungen zu finden respektive Versetzungsmöglichkeiten für die betroffenen Mitarbeiter zu erarbeiten. Merck Serono beschäftigt derzeit weltweit rund 17’000 Mitarbeiter, in der Schweiz sind es ausserhalb von Genf rund 800.
Dividende um 20 Prozent erhöht
Zudem ist Merck Serono nach eigenen Angaben bereit, 30 Mio. Fr. Startkapital zur Verfügung zu stellen, um allenfalls Tätigkeiten, die nicht mehr der Strategie von Merck Serono entsprechen, in eigene Unternehmen auszulagern.
An der Suche nach solchen Alternativen zum Erhalt der Arbeitsplätze will sich auch die Arbeitnehmerorganisation Angestellte Schweiz beteiligen. Einmal mehr gehe es darum, für den Verbleib von Arbeitsplätzen in der Schweiz zu kämpfen, hielt sie am Dienstag in einer Stellungnahme fest.
François Naef, der Verwaltungsratspräsident von Merck Serono, verteidigte die Restrukturierung dagegen auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Merck Serono sei wie die ganze Branche dem anhaltenden Preisdruck im Medikamentenmarkt ausgesetzt, während gleichzeitig die Kosten für Forschung und Entwicklung dauernd stiegen.