Deutschland und Grossbritannien wollen Steuerschlupflöcher für Grosskonzerne schliessen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premier David Cameron haben sich am Samstag für eine «globale Führungsrolle» der führenden westlichen Industrieländer (G8) ausgesprochen.
Dies teilte die Downing Street nach einem Treffen Merkels mit Cameron in Meseberg bei Berlin mit. Nötig seien konkrete Massnahmen der G8 gegen Steuerhinterziehung und aggressive Steuervermeidung.
Es müsse klar gemacht werden, dass jeder einen fairen Anteil an Steuern zahlen müsse, hiess es in der Erklärung der Downing Street weiter. Berlin und London pochen den Angaben zufolge zudem beim EU-Gipfel im Mai sowie in der Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) auf grössere Fortschritte weltweit beim Austausch von Steuerinformationen.
Unter anderem beim G8-Gipfel im Juni unter britischer Präsidentschaft wollen die sieben führenden westlichen Industriestaaten und Russland (G8) gemeinsame Standards zur Besteuerung internationaler Konzerne ausloten.
Legale Schlupflöcher
Hintergrund ist, dass multinationale Konzerne trotz hoher Gewinne Milliarden an Steuern sparen, da sie dank komplizierter Firmenkonstrukte weltweit legale Schlupflöcher nutzen. Sie schieben Gewinne für Geschäfte ausserhalb ihrer Heimat über Staatsgrenzen hin und her, bis kaum noch etwas an den Fiskus abgeführt werden muss.
Merkel und Cameron seien sich zudem darin einig, dass Europa wettbewerbsfähiger und flexibler werden müsse. Die EU müsse bereit sein, in den Verhandlungen mit den USA über ein Handelsabkommen ein ambitioniertes Angebot auf den Tisch zu legen.
Zu Beginn der zweitägigen Gespräche hatten sich die beiden konservativen Politiker am Freitagabend in familiärem Rahmen im Gästehaus der Bundesregierung auf Schloss Meseberg getroffen. Cameron wurde von seiner Frau Samantha und deren drei Kindern begleitet. Merkels Ehemann Joachim Sauer war ebenfalls dabei.