Merkel und Hollande wollen Wirtschaftspolitik besser koordinieren

Deutschland und Frankreich wollen einen Vollzeitpräsidenten für die Eurogruppe. Das sagte der französische Staatschef François Hollande am Donnerstagabend nach einem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Paris.

Angela Merkel und François Hollande nach der Medienkonferenz (Bild: sda)

Deutschland und Frankreich wollen einen Vollzeitpräsidenten für die Eurogruppe. Das sagte der französische Staatschef François Hollande am Donnerstagabend nach einem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Paris.

Im Kampf gegen die Rezession in der Eurozone streben beide Staaten zudem eine engere wirtschaftspolitische Zusammenarbeit an. Diese soll vor allem helfen, die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Krisen-Ländern zu senken. Notwendig seien Massnahmen für mehr Wachstum und Beschäftigung, sagten Hollande und Merkel nach den Gesprächen.

Die engere Zusammenarbeit soll auch durch strukturelle Veränderungen erleichtert werden. «Wir sind uns einig darüber, dass es mehr europäische Gipfel mit einem Vollzeitpräsidenten für die Eurogruppe geben sollte», sagte Hollande. Der derzeitige Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem ist nämlich auch noch Finanzminister in den Niederlanden.

Rekordhohe Arbeitslosigkeit

Man habe einen «qualitativen neuen Vorschlag» gemacht, sagte Merkel. «Wir stellen fest, der Stabilitäts- und Wachstumspakt wird immer erst dann wirksam, wenn wir bereits im Ungleichgewicht sind, wenn wir uns Defizitverfahren nähern.» Deshalb brauche es mehr wirtschaftspolitische Koordinierung. Dazu solle es auch häufiger Treffen der Staats- und Regierungschefs geben.

Der französische Präsident bestätigte zudem die Pläne im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Die Europäische Investitionsbank (IEB) müsse schnell von der Krise betroffenen Unternehmen zur Hilfe kommen, sagte Hollande. Auch innovative Firmen sollten profitieren.

Der nächste EU-Gipfel ist für Ende Juni geplant. Ein Schwerpunktthema wird die Beschäftigungslage in der Eurozone sein. Im Zuge der Krise haben die Arbeitslosenzahlen in einigen EU-Mitgliedstaaten Rekordstände erreicht.

Frankreich erinnert an seine Souveränität

Überschattet wurde das Treffen von Diskussionen um Äusserungen Hollandes vom Vortag. Dabei hatte sich der Sozialist Reformvorgaben aus Brüssel in scharfer Form verbeten.

«Die EU-Kommission hat uns nicht zu diktieren, was wir zu machen haben», sagte er am Rande eines Besuchs in der Region Midi-Pyrénées. Sie habe Frankreich lediglich zu sagen, dass die öffentlichen Finanzen in Ordnung gebracht werden müssten. Welcher Weg dahin der richtige sei, entscheide man selbst.

Nach dem Gespräch mit Merkel betonte Hollande erneut die Souveränität Frankreichs. Die Kommission spreche Empfehlungen aus, sie könne sich nicht an die Stelle der Staaten setzen. Frankreich werde Reformen durchsetzen. Um dies zum Erfolg zu bringen, müssten die Franzosen die Reformen mittragen.

EU fordert französische Wirtschaftsreform

Die EU-Kommission hatte Frankreich aufgefordert, seine Wirtschaft und sein Rentensystem zu reformieren. «Frankreich hat in den vergangenen zehn, vielleicht sogar auch 20 Jahren an Wettbewerbsfähigkeit verloren», sagte Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel.

Als Gegenleistung für zwei zusätzliche Jahre beim Sparen müssten die Arbeitskosten in Frankreich sinken und die Energie- oder Dienstleistungsmärkte für mehr Wettbewerb geöffnet werden.

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