Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Dmitri Medwedew haben am Dienstag in der Ostseestadt Lubmin den Hahn für die neue Pipeline Nord Stream geöffnet. Damit fliesst erstmals russisches Gas durch die neue Leitung nach Mitteleuropa.
Vor rund 420 Gästen, darunter auch die Ministerpräsidenten Frankreichs und der Niederlande, François Fillon und Mark Rutte, bezeichnete Merkel das Projekt als ein Zeichen dafür, „dass wir auf eine sichere und belastbare Zusammenarbeit mit Russland“ setzen.
In der Energiepartnerschaft mit Moskau setze Nord Stream „neue Massstäbe“. Trotz aller Bemühungen, die Herkunft von Energie möglichst weit zu streuen, sei Russland doch „einer der Hauptpartner für die europäische Energieversorgung“.
Medwedew betonte, die Zusammenarbeit über Nord Stream sei „langfristig angelegt“. Er sei sich zudem sicher, „dass Russland und die EU-Staaten noch viele exzellente Projekte haben werden, sowohl im Energiebereich als auch in vielen anderen Bereichen“.
Zwillingsröhre 2012
EU-Energiekommissar Günther Oettinger betonte die Ausmasse des Pipeline-Projektes. Wenn die Leitung erst einmal komplett gebaut sei, gelangten zehn Prozent des Gases für Europa „in neuer Transportqualität“ an ihr Ziel.
Europa werde für Russland ein zuverlässiger Kunde sein, sagte Oettinger. Zugleich kündigte er an, neben russischen Erdgasquellen weitere Kapazitäten erschliessen zu wollen. Dazu gehörten Vorkommen in Norwegen, Algerien, Katar und Zentralasien.
Wenn der zweite Gasstrang im kommenden Jahr fertig ist, sollen über Nord Stream bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich befördert werden. Inzwischen seien bereits 833 Kilometer Leitungsrohre mit Spezialschiffen vor Russland, Finnland und Deutschland verlegt worden, sagte North Stream-Projektchef Henning Kothe.
„Wir liegen damit leicht vor dem Zeitplan, so dass voraussichtlich Ende März die Verlegearbeiten vor der schwedischen Insel Gotland abgeschlossen sein werden“, erklärte Kothe. Die Inbetriebnahme der Zwillingsröhre sei für das zweite Quartal 2012 geplant.