Merkel warnt die Deutschen zum Nationalfeiertag vor Mutlosigkeit

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Landsleute trotz der vielen Krisen in der Welt zu mehr Zuversicht aufgerufen. Die deutsche Wiedervereinigung sei ein Beleg dafür, wie sich das Geschehen zum Guten wenden könne, sagte Merkel am Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover.

Kanzlerin Merkel (Mitte) und Bundespräsident Gauck in Hannover (Bild: sda)

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Landsleute trotz der vielen Krisen in der Welt zu mehr Zuversicht aufgerufen. Die deutsche Wiedervereinigung sei ein Beleg dafür, wie sich das Geschehen zum Guten wenden könne, sagte Merkel am Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover.

«Alles ist möglich, das habe ich, wie Millionen anderer DDR-Bürger, am eigenen Leib erfahren», sagte Merkel. Sie rief dazu auf, noch bestehende Probleme beherzt anzugehen. Gleichzeitig würdigte Merkel den Einsatz der Demonstranten in der DDR. «Ohne den Mut dieser Bürger, ohne den von ihnen erzeugten Reformdruck wäre es nicht zum Mauerfall gekommen», sagte sie.

Die Wiedervereinigung sei ohne die friedliche Revolution in der DDR und die anschliessende diplomatische Überzeugungsarbeit der damaligen deutschen Regierung auf internationalem Parkett nicht denkbar gewesen. «Die Wiedervereinigung war ein historisches Meisterstück», sagte Merkel.

Aus der Geschichte erwachse für Deutschland aber auch die Pflicht und Verantwortung, weltweit für Demokratie, Freiheit, Toleranz und Selbstbestimmung einzutreten. Dies gelte für den Umgang mit Russland im Ukraine-Konflikt ebenso wie im Kampf gegen islamische Fundamentalisten im Irak und in Syrien, sagte Merkel weiter.

«Die meisten Hoffnungen erfüllt»

Merkel zog insgesamt ein positives Fazit nach fast 25 Jahren deutscher Wiedervereinigung. Die meisten Hoffnungen hätten sich erfüllt, sagte die Kanzlerin. Ostdeutschland habe «gewaltige Fortschritte» gemacht. Natürlich sei jedoch noch viel zu tun.

Immer noch gebe es wirtschaftliche und soziale Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern. Wenn es nach dem Auslaufen des Solidarpaktes um die Neuordnung der Finanzen zwischen Bund und Ländern gehe, müssten «Brüche» zu Lasten Ostdeutschlands verhindert werden. Gesucht werde ein System, von dem alle strukturschwachen Regionen im Lande profitierten.

Die Kanzlerin unterstrich den Beitrag, den neben den USA, Grossbritannien und Frankreich vor allem auch Russland zur Wiedervereinigung geleistet habe. Das ändere aber nichts daran, dass im Ukraine-Konflikt Deutschland die harte Haltung verbunden mit Wirtschaftssanktionen gegen Russland vollauf teile. Zugleich müssten die Gesprächskanäle zu dem Land offengehalten werden.

Harter Kurs gegen Rassismus

Einen harten Kurs will Merkel gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Judenhass verfolgen. Sie sprach mit Blick auf kürzlich bekannt gewordene Misshandlungen von Asylbewerbern in Flüchtlingsunterkünften von «abstossenden Angriffen». Solche Taten müssten mit der ganzen Konsequenz des Rechtsstaates geahndet werden, sagte sie.

Am Festakt nahmen neben Merkel unter anderem auch Bundespräsident Joachim Gauck sowie Altkanzler Gerhard Schröder teil. Gefeiert wurde unter dem Motto «Vereint in Vielfalt». Für Gänsehaut-Feeling und feuchte Augen beim Publikum sorgte Klaus Meine, Sänger der Rockband «Scorpions», der zusammen mit einem Mädchenchor seine Wende-Hymne «Wind of Change» sang.

Abseits des offiziellen Festaktes feierten in Hannover und vielen anderen Städten wie Berlin Hunderttausende Menschen auf Bürgerfesten den Tag der Deutschen Einheit.

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