Metzingen ist klein, friedlich und beherbergt das grösste Outlet von Deutschland

Kann man ein Wochenende in einem Kleider-Outlet verbringen? In Metzingen schon.

(Bild: Samanta Siegfried)

Kann man ein Wochenende in einem Kleider-Outlet verbringen? In Metzingen schon.

Man braucht nicht nach St. Tropez zu fahren, um sich reich und schön zu fühlen. Es genügt ein Ausflug nach Metzingen, wo Gucci, Armani oder Hugo Boss im Grossformat aufeinandertreffen. Noch nie gehört? Dann wird es höchste Zeit, schliesslich gehört das kleine Städtchen am Fusse der Schwäbischen Alb für Chinesen bereits zu den drei Pflichtdestinationen Deutschlands. Grund ist das grösste Marken-Outlet des Landes, das der 21’000-Einwohner-Stadt zu Weltruhm verhalf und jährlich 3,5 Millionen Besucher zählt.

Auf den ersten Blick wirkt der Ort wie eine typische Kleinstadt Baden-Württembergs: Friedlich, überschaubar, harmlos. Der Fussweg vom Bahnhof in Richtung Outlet ist selbst an einem Samstag menschenleer.

 




Das wirkliche Metzingen – erholsam leer. (Bild: Samanta Siegfried)

Dann, nach etwa zehn Minuten, stehen sie auf einmal unvermittelt vor einem: Die hohen Neubauten mit der Aufschrift Joop!, Puma und Nike, die Menschenströme mit Taschen von Windsor und Hugo Boss.




Menschenmengen muss man mögen. (Bild: Samanta Siegfried)

Jeder Neuankömmling bekommt sofort einen Shopping-Guide in die Hand gedrückt, eine Stadtkarte des Verkaufs-Labyrinths. Im Angebot sind 70 Weltmarken. Läuft man ohne Ziel, verirrt man sich sogleich.




Verirren möglich: Das Outlet ist so gross, dass man nicht böse ist über eine Beschilderung wie in der Grossstadt. (Bild: Samanta Siegfried)

Wider der Erwartung an ein riesiges Outlet, geht es hier relativ gesittet zu. Die Menschen schlendern durch die mit Bambus gesäumten Alleen, Freiluftrolltreppen erleichtern das Gehen. Viele sind gut gekleidet, man will schön aussehen während man Schönes kauft. Auch in den Geschäften liegt die Ware nicht lieblos herum, Wühltische gibt es keine. Die vielen Angestellten räumen den Kunden hinterher, falten Pullover, sortieren zurückgegebene Ware. Englisch ist hier Pflicht, Mandarin von Vorteil. 40 Prozent der Besucher kommen mittlerweile aus dem Ausland.

Englisch ist hier Pflicht, Mandarin von Vorteil.

Einkaufen gibt Hunger, doch kulinarische Highlights sucht man vergebens. Zur Auswahl stehen McDonalds, die Bäckerei-Kette Keim oder ein italienisches Fast-Food-Restaurant. Am individuellsten klingt der Schwaben-Grill. Auf den vollen Terrassen schlängelt sich die Kellnerin durch die Einkaufstaschen.

Eine Holzbrücke führt über die Erms, Metzingens kleiner Stadtbach. Auf der anderen Seite stehen Backsteinhäuser, die ältesten Gebäude des Outlets, in denen 1974 Hugo Boss den Fabrikverkauf eröffnete. Der Marktführer hat hier gleich drei Filialen.




Der Platzhirsch im Outlet. (Bild: Samanta Siegfried)

Am Eingang gibt es grosse Plastiktüten wie bei Ikea, in die man alles packt was einem gefällt und bei einer der zehn Kassen wieder auslädt. Nur für die Wenigsten wird die Schnäppchen-Jagd billig enden, schliesslich kann man hier vor allem eins: einkaufen. Alternativ setzt man sich auf eine Bank und beobachtet die Einkaufenden. Das ist mindestens genauso gut.

Wenn um 20 Uhr die Geschäftstüren schliessen, kann man den Touristen zuschauen, wie sie in Richtung Parkplatz stürmen und im Reisecar davon rauschen. Während dann die Strassen verstopft werden, ist das Areal des Outlets leergefegt. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof, vorbei an niedrigen Häuserreihen, hat man vielleicht sogar das Glück, einem echten «Metzinger» zu begegnen. Denn die zeigen sich erst, wenn der Besucherstrom verschwunden ist.

  • Ankommen: Mit dem Zug oder mit dem Auto, jeweils circa 3,5 Stunden ab Basel.
  • Ausgeben: In einem der 70 Geschäfte ist für jeden etwas dabei.



    (Bild: Samanta Siegfried)

  • Ausschlafen: Im Hotel Schwanen, bequem am Eingang zum Outlet gelegen.
  • Aufatmen: Im Rest der Stadt, die an einem Samstag wie ausgestorben wirkt.

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Artikelgeschichte

– Korrektur «Schwäbische Alb» und nicht «Alm».

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