Angesichts interner Verteilungskämpfe zwischen den Drogenkartellen eskaliert die Gewalt in Mexiko. Im Mai wurden in Mexiko 2186 Personen getötet, also im Durchschnitt täglich 70 Personen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der systematischen Erhebung vor 20 Jahren.
Seit Jahresbeginn wurden 9916 Menschen getötet, 29,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2016, wie das Amt für öffentliche Sicherheit am Mittwoch mitteilte.
Die Zahlen übersteigen sogar jene der blutigsten Periode im Drogenkrieg während der Amtszeit von Präsident Felipe Calderón (2006-2012), der Tausende Soldaten und Polizisten in den Kampf gegen die Verbrechersyndikate schickte. Der bislang gewalttätigste Monat war der Mai 2011 mit 2131 Tötungsdelikten.
Festnahmen und Tötungen von mächtigen Kartellbossen hatten zuletzt interne Machtkämpfe um die Nachfolge ausgelöst. Ausserdem konkurrieren zunehmend immer kleinere Banden um Geschäftsanteile und Einflusszonen. Die Verbrechersyndikate sind auch in Schutzgelderpressung, Menschenhandel und Benzindiebstahl verwickelt.
Drogenboss gefasst
Jüngster Schlag im Drogenkrieg war die Verhaftung eines Anführers des Drogenkartells Caballeros Templarios (Tempelritter). Soldaten und Polizisten hätten Ignacio Rentería Andrade alias «El Cenizo» gefasst, teilte der Gouverneur des Bundesstaats Michoacán, Silvano Aureoles, am Mittwoch mit.
Die sogenannten Tempelritter hatten sich von dem Verbrechersyndikat La Familia Michoacana abgespalten. «El Cenizo» war die rechte Hand von Kartellchef Servando Gómez Martínez alias «La Tuta» und soll nach dessen Verhaftung 2015 die Führung übernommen haben.
Die pseudoreligiösen Tempelritter hatten vor einigen Jahren weite Teile von Michoacán unter ihre Kontrolle gebracht. Sie sind in Drogenhandel, Schutzgelderpressung und illegalen Bergbau verwickelt.
Bürgerwehren nahmen den Kampf mit der Bande auf. Die Region stand zeitweise kurz vor einem Bürgerkrieg – die Regierung entsandte Tausende Soldaten und Polizisten. Zuletzt hatten das Drogenkartell aber erheblich an Einfluss verloren.