Obwohl der Vorsteuerverlust 2013 mit 211 Millionen Franken grösser ist als der tief gefallene Umsatz, sieht sich die Solarfirma Meyer Burger nicht im Überlebenskampf. Die letzte Woche durchgezogene Kapitalerhöhung sei nötig, um für den Aufschwung bereit zu sein.
Nachdem insbesondere Überkapazitäten bei chinesischen Solaranlagen-Herstellern den Markt ab Mitte 2011 einbrechen liessen, sei der Tiefpunkt durchschritten: „Nach dem Silberstreif am Horizont wird es nun hell, die Sonne kommt“, sagte Meyer Burger-Chef Peter Pauli an der Bilanzpräsentation vom Montag in Zürich.
Die Solarenergie sei heute dank tieferen Produktionskosten wettbewerbsfähig, weshalb sie auch in neuen Märkten im Sonnengürtel der Welt eingesetzt werde: Nicht mehr die Energiewende und damit die Einspeisevergütungen in Europa treiben laut Pauli das Geschäft, sondern der steigende Energiebedarf in Asien, Nahost und Amerika.
So zog der Auftragseingang gegen Ende 2013 wieder an. Im Gesamtjahr nahm er um 29 Prozent auf 288 Millionen Franken zu. 2014 habe gut begonnen, sagte Pauli ergänzend zu den vergangene Woche publizierten Eckwerten. Im Januar und Februar konnten Aufträge für 21 respektive 22 Millionen Franken verbucht werden.
2014 nochmals rote Zahlen
Meyer Burger erwartet zwar bei Umsatz und Ergebnis im laufenden Jahr eine „deutliche Verbesserung“. Selbst beim operativen Ergebnis (EBITDA) wird aber frühestens 2015 mit einer Rückkehr zu schwarzen Zahlen gerechnet. Denn in den Büchern befinden sich noch zu viele Aufträge mit Preiskonzessionen.
Zudem stehen in diesem Jahr „planmässige Amortisationen immaterieller Werte“von erneut rund 50 Millionen Franken an. Goodwill-Abschreiber haben bereits die letzten Jahre belastet. Insbesondere die deutsche Firma Roth&Rau war 2011 zu teuer für rund 350 Millionen Euro gekauft worden.
Zu mutmasslichen, preistreibenden Insiderdelikten eines Credit-Suisse-Mitarbeiters wollte sich Meyer Burger nicht äussern. Bevor über eine Klage entschieden werde, müsse das laufende Verfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart abgeschlossen werden.
Kosten gedrückt, Stellen gestrichen
2015 werden die Amortisationen deutlich herunter kommen, wie Finanzchef Michel Hirschi sagte. Um die Gewinnschwelle zu erreichen, wäre angesichts der gesenkten Kostenbasis ein Umsatz von 400 bis 450 Millionen Franken nötig. 2013 ist der Umsatz, wie bereits bekannt, um über zwei Drittel auf 202,7 Millionen Franken gefallen.
Unter dem Strich vergrösserte sich der Reinverlust um fast die Hälfte auf 162,8 Millionen Franken. Meyer Burger drückte daher die Ausgaben: Die operativen Kosten wurden 2013 um 97,7 Millionen Franken gesenkt, die Zahl der Vollzeitstellen um 405 auf 1781. Innerhalb von zwei Jahren wurden gut 1000 Stellen gestrichen.
In Thun sank die Zahl der Festangestellten vergangenes Jahr von 621 auf 452. Demgegenüber wurde die Zahl der Temporärstellen wegen der neuen Aufträge zum Jahresende von 4 auf 80 erhöht. Anders als Mitbewerber, verfüge Meyer Burger über eine solide Bilanz und flüssige Mittel von 173 Millionen.
Verwaltungsratspräsident Peter Wagner begründete die Kapitalerhöhung, die brutto 77,8 Millionen Franken einbrachte, mit der angestrebten Flexibilität: „Sollten grosse Projekte kommen, die Vorfinanzierungen erfordern, brauchen wir das Geld.“ Er will der GV auch wieder genehmigtes Kapital beantragen.