Die Krise in der Solarindustrie belastet auch den Produktionsanlagen-Hersteller Meyer Burger. Das in den vergangenen Jahren stark gewachsene Unternehmen streicht rund 450 Stellen.
Dies entspricht rund 15 Prozent der weltweit 3058 Arbeitsplätze, welche das Unternehmen Ende 2011 zählte. Die Detailplanung für den Abbau laufe, sagte Meyer-Burger-Finanzchef Michel Hirschi am Donnerstag vor Analysten und Journalisten in Zürich.
Ein bedeutender Teil des Abbaus erfolgt bei der im August übernommenen deutschen Roth&Rau. Hier soll der Bestand um 200 auf 1150 reduziert werden, wie bereits im Februar angekündigt worden ist. Zusammengelegt und verkleinert werden etwa auch die Sparten Verkauf und Dienste von Meyer Burger und Roth&Rau.
Aber auch die Standorte von Meyer Burger in Thun sind betroffen. Dort dürften 40 bis 60 Stellen wegfallen, wie Hirschi auf Anfrage sagte. Die 17 Standorte in der Region werden in dem im Bau befindlichen neuen Gebäude zusammengelegt. In den weiteren Schweizer Werken in Lyss BE und in Neuenburg sind dagegen keine Stellenkürzungen geplant.
In Thun wurde zudem Kurzarbeit eingeleitet und die Zahl der Temporärmitarbeitenden praktisch auf null reduziert. Mit dem Sparmassnahmen will Meyer Burger die Kosten um 20 bis 30 Mio. Franken drücken. Das Unternehmen hatte allein im letzten Jahr die Zahl der Stellen um 215 erhöht.
Aufgrund des stockenden Auftragseingangs rechnet Meyer Burger für 2012 mit einem Umsatzeinbruch von 1,32 Mrd. Fr. im letzten Jahr auf noch 600 bis 800 Mio. Franken. Die weltweiten Überkapazitäten in der Solarindustrie dürften zudem auch die Marge drastisch drücken. Meyer Burger sieht trotz der AKW-Katastrophe in Fukushima noch keine Anzeichen für einen Wiederaufschwung der Solarbranche.
Gewinneinbruch wegen Roth&Rau
Der Abbau folgt auf starkes Wachstum: Das Unternehmen hat allein letztes Jahr 215 Stellen geschaffen, hinzu kam die Übernahme von Roth&Rau. Der Umsatz sprang um 59 Prozent auf rekordhohe 1,315 Mrd. Franken. Ohne die im August vollzogene Übernahme hätte das Plus 44 Prozent betragen.
Der Kauf erwies sich jedoch als teuer: Abschreiber und Wertberichtigungen von 161,7 Mio. Fr. entfallen grossteils auf Roth&Rau. Zudem erlitt Meyer Burger Wechselkursverluste bei der Finanzierung des Kaufs. Wegen der Übernahme stiegen auch die Steuern und sanken die Margen. Der Reingewinn brach deshalb von 97,9 Mio. Fr. im Vorjahr auf 35,8 Mio. Fr. ein.