Drei Wochen nach der riesigen Enttäuschung über den 19. Platz im Slalom von Killington vergiesst Michelle Gisin in Val d’Isère nach ihrem ersten Weltcup-Podest Tränen der Freude.
Dieser 2. Platz in der Kombination komme für sie nach eher schwierigen Wochen seit Saisonbeginn doch etwas überraschend, gab Michelle Gisin am Freitag zu. «Ich fühlte mich in den letzten Wochen nicht so gut in Form. In Killington ging nichts mehr, es kam mir vor, als hätte ich all meinen Speed verloren.»
Nach dem Rennen Ende November in den USA sei sie heulend im Zielbereich gestanden und habe die Siegerehrung verfolgt, so die 23-jährige Obwaldnerin. «Mein Traum vom Podest schien mir damals so weit weg wie noch nie.» Intensive Gespräche mit der Familie, aber auch mit ihrem Freund, dem italienischen Rennfahrer Luca De Aliprandini, halfen ihr, aus dem Leistungstief herauszufinden.
«Und nun, nur drei Wochen später, stehe ich wieder heulend im Ziel, aber dieses Mal aus Freude.» Schon am letzten Sonntag hatte Gisin als Sechste des Slaloms in Sestriere ihr bestes Resultat im Weltcup verbessern können.
Nun plant sie in Val d’Isère auch mit Starts in der Abfahrt am Samstag und dem Super-G am Sonntag: «Wenn es so gut läuft, dann will ich das gleich weiterziehen. Zudem lief es mir im Speedbereich, in welchen ich einiges mehr investierte als in den Jahren zuvor, in der Vorbereitung vergleichsweise sehr gut. Ich habe nun das nötige Vertrauen, um auch im Speed Gas zu geben.» Geplant seien aber nur Einsätze in Abfahrten und Super-G, wo es auch vom Programm her Sinn mache.
Die bis anhin als Slalom-Spezialistin geltende Engelbergerin ist das «Küken» der alpinen Rennfahrer-Geschwister Gisin. Die acht Jahre ältere Schwester Dominique, Abfahrts-Olympiasiegerin von 2014 in Sotschi, ist vor eineinhalb Jahren zurückgetreten, ihr fünf Jahre älterer Bruder Marc musste vor Wochenfrist wegen den Spätfolgen eines Sturzes aus dem Vorjahr seine Saison vorzeitig beenden.