Die Übernahme der Handy-Sparte von Nokia wird für Microsoft zu einem grossen Flop. Der Windows-Riese schreibt auf den Deal 7,6 Mrd. Dollar ab. Das übersteigt sogar den damaligen Kaufpreis von 3,8 Mrd. Euro. Tausende von Mitarbeitern verlieren ihre Jobs.
Der weltgrösste Software-Hersteller kündigte am Mittwoch an, in den nächsten Monaten 7800 Stellen abzubauen. Betroffen sei nach dem Kauf des Handy-Pioniers Nokia vor allem das Telefon-Hardware-Geschäft. Microsoft hat aktuell gut 118’000 Beschäftigte, die Hälfte davon in den USA.
Geringe Auswirkungen auf Microsoft Schweiz
Eine Sprecherin von Microsoft Schweiz erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, dass von diesen Veränderungen im Telefon-Hardware-Geschäft die Schweiz nicht betroffen sei.
Durch den vor rund einer Woche bekanntgegebenen Verkauf eines Grossteils des Geschäft mit Online-Werbung von Microsoft an den Internet-Konzern AOL gingen in der Schweiz eine Handvoll Stellen verloren.
Microsoft hatte die Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia im Frühjahr 2014 abgeschlossen. Die Idee dahinter war, dass man mit Software und Hardware aus einer Hand erfolgreicher sein könnte – wie es etwa Apple mit seinem iPhone vorgeführt hatte. Der erhoffte Absatzschub blieb jedoch aus.
Wiederholter Arbeitsplatz-Abbau
Vor einem Jahr hatte Microsoft bereits den Abbau von rund 18’000 Jobs angekündigt, von dem frühere Nokia-Mitarbeiter massiv betroffen waren. Nach ursprünglichen Ankündigungen sollten bei der Übernahme über 30’000 Nokia-Mitarbeiter zu Microsoft wechseln.
Microsoft-Chef Satya Nadella betonte, es werde auch weiterhin Smartphones von Microsoft geben. Er stellte jedoch eine deutlich kleinere Modellpalette in Aussicht: «Auf kurze Sicht werden wir ein effizienteres und fokussiertes Portfolio an Mobiltelefonen anbieten und die Kapazitäten behalten, um uns langfristig im Mobilitätsbereich neu zu erfinden.»
Zugleich erklärte Nadella, dass Microsoft kein eigenständiges Mobiltelefon-Geschäft mehr betreiben wolle. Der Konzern räumte klar ein, dass die Aussichten für die Geräte unter den ursprünglichen Erwartungen liegen. Die Sparte war vor kurzem bereits mit dem Windows-Bereich zusammengelegt worden.
Die Übernahme der Nokia-Handys war noch unter dem langjährigen Microsoft-Chef Steve Ballmer ausgehandelt worden. Sein Nachfolger Nadella setzte jedoch seit seinem Amtsantritt Anfang 2015 stärker auf das Geschäft mit Online-Diensten aus der Internet-Cloud und richtete Microsoft immer stärker darauf aus.
Schlusspunkt für Nokia
Für Nokias Gerätegeschäft ist es praktisch der Schlusspunkt nach einem spektakulären Abstieg vom Handy-Weltmarktführer in die Bedeutungslosigkeit. Der finnische Traditionskonzern hatte in der Ära moderner Smartphones mit dem Start des iPhone den Anschluss an die Konkurrenz verloren.