Die nassen Frühlingsmonate sorgen bei den Gemüse- und Getreidebauern für Katerstimmung. Sie beklagen teilweise Ernteausfälle. Die Preise für einzelne Produkte steigen, zudem wächst die Einfuhr von ausländischem Gemüse.
In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres importierte die Schweiz knapp zwanzig Prozent mehr Gemüse als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Dies zeigen Zahlen der Eidg. Zollverwaltung, die der landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) kürzlich veröffentlicht hat.
Grund für die deutlich höheren Einfuhren ist der viele Regen im Frühling und Frühsommer, der den Freilandkulturen zusetzte. Zwischen Januar und Mai griff die Schweiz deshalb auf Gemüseimporte von über 210’000 Tonnen zurück. Zum Vergleich: Vor einem Jahr wurden 180’000 Tonnen Gemüse in die Schweiz eingeführt.
Salat wird teurer
Der Verband Schweizer Gemüseproduzenten spricht auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda von einer «nicht einfachen Situation». Der viele Regen habe dazu geführt, dass die Felder teilweise unter Wasser standen und die Bauern schlecht ernten beziehungsweise nicht neu anpflanzen und säen konnten.
Besonders gelitten hätten Gemüsesorten wie Kopfsalat, Zucchetti oder Broccoli. «Hier gab es punktuell Ausfälle.» Diese müssten durch den Import von ausländischen Produkten aufgefangen werden. Noch schwieriger sei die Situation für Biogemüseproduzenten, die mit grösseren Ernteeinbussen leben müssten.
Dies schlägt sich teilweise auch auf die Preise für die Konsumenten nieder. Gemäss dem neusten «Marktbericht Land- und Ernährungswirtschaft» des Bundes sind Früchte und Gemüse mit dem Ende der Wintermonate im Vergleich zu den Vorjahren teurer geworden. Dies gelte vor allem für Blumenkohl, Broccoli, Eisbergsalat und Krautstiel.
Schlechte Gerstenernte
Kritisch ist die Situation dennoch nicht. «Es ist meist genügend Ware da», schreibt der Verband der Gemüseproduzenten. Inzwischen habe sich die Situation durch die warmen Temperaturen und die Sonne beruhigt. Zudem sei die Nachfrage in der Ferienzeit kleiner.
«Falls der Sommer nun so gut bleibt wie er ist, wird es sicher in den nächsten Wochen bessere Erntemengen geben.» Dennoch werde das schwierige erste Halbjahr seine Spuren hinterlassen.
Dies sagen auch die Getreideproduzenten. Die bereits abgeschlossene Gerstenernte war unterdurchschnittlich. «Wir verzeichnen die tiefsten Erträge seit langem», sagt Fritz Glauser, Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands. Das sowieso unrentable Geschäft werde dadurch nicht besser.
Bekanntes Berufsrisiko
Beim Brotgetreide rechnet Glauser mit mittleren Erträgen. Wegen der feuchten Witterung während Wochen sei der Krankheitsbefall bei verschiedenen Getreidesorten aber gross. Dennoch: «Bleibt die Witterung so gut wie jetzt, kommen wir mit einem blauen Auge davon.»
Auch die Gemüseproduzenten wollen nicht jammern: Die Landwirtschaft sei immer stark vom Wetter abhängig. «Die Produzenten sind es sich gewohnt, mit verschiedenen Wetterlagen umzugehen, das gehört zum Beruf.»
Als «anspruchsvoll» bezeichnet der Schweizerische Obstverband die momentane Situation. «Im Frühling haben die Sonnenstunden gefehlt, nun machen Gewitter sowie die Kirschessigfliege den Früchten zu schaffen», sagt Georg Bregy. Die Nachfrage und die Qualität seien aber gut.