Schliesst ein Lehrling mit Migrationshintergrund seine Ausbildung mit hervorragenden Noten ab, dann ist er im späteren Berufsleben erfolgreicher als Schweizer mit gleich gutem Lehrabschluss. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Studie der Universität Freiburg.
Das Team von Margrit Stamm am Departement Erziehungswissenschaft nahm 750 Lehrabgänger unter die Lupe, die im Jahr 2009 in den Lehrabschlussprüfungen hervorragende Noten erzielt hatten. Die Hälfte davon waren Schweizer, die anderen hatten einen Migrationshintergrund.
Zwei Jahre später wurde ihr Berufserfolg unter die Lupe genommen. Ergebnis: Die Migranten waren erfolgreicher im Beruf als die Einheimischen. Sie verdienten mehr und hatten sich einen höheren beruflichen Status erarbeitet, vor allem die Männer.
Laut Stamm betrug ihr Salär im Jahr 2011 durchschnittlich 3885 Franken, dasjenige der Einheimischen 3500 Franken. Auch im Berufsstatus überflügelten die Migranten die Einheimischen, gingen sie doch zu 41 Prozent einer beruflichen Tätigkeit nach, die deutlich über dem Status des Ausbildungsberufes liegt. Bei den Schweizern waren es nur 38 Prozent.
Die 153 Betriebe, in denen die untersuchten Migranten ihre Lehre absolvierten, finden sie sich zu 45 Prozent im technischen Bereich sowie in Gesundheits- und Sozialberufen.
Sitzengeblieben – und trotzdem an der Spitze
Im Vergleich zu den besten einheimischen Lehrabgängern haben diejenigen mit Migrationshintergrund häufiger eine Klasse wiederholt und lediglich eine Realschule besucht. Doppelt so oft sind sie zudem nicht direkt in die Berufsausbildung eingestiegen, sondern über eine Zwischenlösung.
Die berufliche Grundbildung, so eine Schlussfolgerung der Forscher, könne somit nach einer eher ungünstigen Schullaufbahn zur grossen zweiten Chance werden.
Bei diesen leistungsbesten Migranten handle es sich um eine sehr heterogene Gruppe. So haben sie oft Väter mit akademischer, noch öfter allerdings solche mit minimaler Schulbildung. Eine Rolle spielen auch das Einreisealter sowie die Bleibeabsichten der Familie, wie die Autoren der Studie feststellen.