Hanspeter Kern ist neuer Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP). Die Delegierten wählten ihn zum Nachfolger von Peter Gfeller, der gemeinsam mit dem Direktor das Handtuch geworfen hatte – unter anderem, weil etliche Vorstandsmitglieder mehrere Hüte tragen. Der Neue will deshalb zwei seiner Mandate abgeben.
Die Unstimmigkeiten im Vorstand der SMP waren so gross, dass sich Ex-Präsident Gfeller und Direktor Albert Rösti zunehmend handlungsunfähig sahen. Anfang Februar gaben sie daher gemeinsam ihren Rücktritt bekannt. Gfeller nach neun, Rösti nach sieben Jahren im Amt. Rösti geht Ende August.
Vor den Medien sagten sie damals, ihre Entscheide seien von regionalen Vorstandsmitgliedern hintertrieben und unterlaufen worden. Hauptproblem sei der Umstand, dass die gleichen Leute mehrere Hüte aufhätten – dass sie einerseits die Milchbauern vertreten und anderseits Mandate in Milchhandelsorganisationen oder Molkereien innehaben.
Von den Unstimmigkeiten war an der Delegiertenversammlung vom Donnerstag in Bern allerdings nichts zu spüren. Es gab keine kontroverse Debatte und nur zwei Kandidaten für das Präsidium: den Schaffhauser Hanspeter Kern und den Freiburger Fritz Glauser.
Geheime Wahl
Der 59-jährige Kern setzte sich bereits im ersten Wahlgang der geheimen Wahl durch: Er erhielt 95 von 172 gültigen Stimmen. Auf Glauser entfielen 77 Stimmen. Mit der Wahl Kerns haben sich die Delegierten für ein bisheriges Vorstandsmitglied der SMP und damit für Kontinuität entschieden.
Glauser hingegen wäre als Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands als Branchenfremder von aussen gekommen. Wer für ihn stimmte, wollte wohl jemand Neutrales wählen und frischen Wind in den Vorstand bringen.
Am bisherigen Vorstandsmitglied Kern hatte es im Vorfeld der Wahl auch Kritik gegeben. So sagte etwa der Präsident einer Produzenten-Milchverwerter-Organisation im «Schweizer Bauer», es mangle im ganzen Vorstand an Reformwillen: «Es kann doch nicht sein, dass eine Person aus einem Vorstand, der dreimal mehr Probleme verursacht als gelöst hat, jetzt plötzlich als Präsident etwas besser machen wird.»
Kern gibt zwei seiner Hüte ab
Bereits in seiner Vorstellung an der Delegiertenversammlung kündigte Hanspeter Kern an, dass er zwei seiner Mandate abgeben werde, um Interessenkonflikte zu vermeiden: das Verwaltungsratsmandat der Nordostmilch AG per sofort und das Präsidium der Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost auf den nächstmöglichen Termin.
Die Milchproduzenten brauchten einen starken Verband, sagte Kern nach seiner Wahl. Deshalb wolle er auf eine Einigung innerhalb der SMP hinarbeiten. Kern ist Meisterlandwirt und führt einen 30 Hektaren grossen Familienbetrieb. Zudem ist er Gemeindepräsident (SVP) von Buchberg SH mit etwas über 800 Einwohnern.
Melken ohne Kontingente
Die Querelen im Verband der Milchproduzenten stehen praktisch alle in Zusammenhang mit dem Ausstieg aus der Milchkontingentierung 2009. Mit diesem Schritt blieb in der Milchwirtschaft kein Stein auf dem anderen.