Zweieinhalb Wochen vor der geplanten Stichwahl um das Präsidentenamt im westafrikanischen Guinea-Bissau hat sich das Militär an die Macht geputscht. Gemäss örtlichen Medien wurde Ministerpräsident Carlos Domingos Gomes Júnior von Soldaten in seiner Residenz festgenommen.
Soldaten hätten die Residenz zuvor unter anderem mit Panzerfäusten angegriffen, sagten ein Polizist und ein Diplomat in der Hauptstadt Bissau. Nach Informationen des Senders RDP wurde mindestens ein Mensch getötet.
Gomes Júnior galt als Favorit für die Stichwahl, die für den 29. April geplant war. Die Präsidentenwahl war nach dem Tod von Präsident Malam Macai Sanha im Januar notwendig geworden.
Sprecher der Regierungspartei PAIGC versicherten dem portugiesischen Radiosender TSF, Gomes Júnior sei wohlauf und „an einem sicheren Ort“. Die Ehefrau des Ministerpräsidenten sagte Reportern hingegen, ihr Mann sei von Militärs festgenommen an einen unbekannten Ort verschleppt worden. Auch Interimspräsident Raimundo Pereira wurde verschleppt, wie ein Mitglied seiner Leibwache berichtete.
Soldaten durchkämmen Botschaftsquartier
Gemäss einem Armeeoffizier wurden mehrere Politiker festgenommen und zum Sitz des Generalstabs der Streitkräfte gebracht. Wer festgenommen wurde, sagte er der Nachrichtenagentur AFP nicht. Andere Politiker würden „aktiv gesucht“.
Die Soldaten seien von Botschaft zu Botschaft gegangen, um zu verhindern, dass Politiker dort Zuflucht suchen könnten, sagte ein Anwohner. Auch vor dem Büro der UNO seien Soldaten postiert.
Von 19 Uhr bis 21 Uhr seien am Donnerstagabend in Bissau Schüsse zu hören gewesen. Panik habe geherrscht. Raketen seien abgefeuert worden und Soldaten hätten von Lastwagen aus mit ihren Gewehren geschossen.
Ausländische Agression als Begründung
Wie das portugiesische Fernsehen aus der früheren Kolonie berichtete, brachten Soldaten auch die Zentrale der Regierungspartei PAIGC unter ihre Kontrolle und bezogen Stellung an strategisch wichtigen Punkten.
Die Soldaten hatten zunächst den staatlichen Rundfunk besetzt. Radio und Fernsehen verstummten daraufhin. Die Stadt lag zudem in der Nacht nach einer Stromabschaltung im Dunkeln.
In einem Communiqué, das am Freitag in Bissau von einem Offizier verlesen wurde, erklärten die Putschisten, sie wollten nicht die Macht übernehmen, sondern das Land gegen eine ausländische Aggression verteidigen. Die Regierung habe in einem Geheimdokument Angola beauftragt, die eigenen Streitkräfte anzugreifen.