Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos will die Proteste gegen seine Agrar- und Wirtschaftspolitik mithilfe der Armee in den Griff bekommen. Soldaten sollen für Sicherheit in der Hauptstadt Bogotá sorgen und auf den Autobahnen des Landes patrouillieren.
Am Donnerstagabend (Ortszeit) waren in Bogotá bei Demonstrationen zur Unterstützung eines Bauernstreiks zwei Menschen umgekommen. 196 Personen wurden verletzt, unter ihnen 37 Polizisten. In anderen Ortschaften wurden ebenfalls zwei Demonstranten getötet.
Staatschef Juan Manuel Santos erklärte am Freitag in einer Fernsehansprache, das Militär werde die öffentliche Sicherheit in der Hauptstadt gewährleisten. Er habe die Truppen bereits am Vorabend nach Bogotá geschickt und werde das Gleiche tun «für jede Gemeinde oder Region, welche die Präsenz unserer Soldaten brauchen».
Luftbrücke für Lebensmittel
Ausserdem sollen 50’000 Soldaten die von den Bauern seit elf Tagen blockierten Landstrassen freimachen. Bis dahin solle über Luftbrücken die Lebensmittelzufuhr gesichert werden, kündigte Santos an. Der Bauernprotest sei legitim, die Ausschreitungen von Vandalen könnten aber nicht geduldet werden.
Bei den Kundgebungen in Bogotá, an denen nach Schätzung der Stadtbehörden 20’000 Menschen teilnahmen, wurden Bankfilialen und Geschäfte mit Steinen beworfen und in Brand gesetzt. Mindestens 80 Menschen wurden festgenommen.
Santos beklagte die Unnachgiebigkeit der Vertreter des Bauernprotests, die sich bei mehrtägigen Verhandlungen mit der Regierung zu keiner Einigung bereit gezeigt hätten. Er beschuldigte die linksgerichtete Organisation Marcha Patriótica, das Scheitern der Gespräche anzustreben.
Lastwagenfahrer schliessen sich Protesten an
Bereits seit knapp zwei Wochen demonstrieren Bauern in Kolumbien für mehr staatliche Zuschüsse, Mindestpreise für ihre Produkte und gegen Freihandelsabkommen. Mittlerweile schlossen sich auch zehntausende Lastwagenfahrer und Bergarbeiter der Protestbewegung an. Am Donnerstag erreichte die Protestwelle zum ersten Mal die Hauptstadt.
Die Bauern fordern Massnahmen zur Unterstützung des Anbaus von Kartoffeln, Zwiebeln, Kaffee und Reis. Die Unterzeichnung von Freihandelsabkommen mit den USA und anderen Ländern hat nach Angaben der Bauern den Import von Agrarprodukten zu «lächerlichen Preisen» ermöglicht.
Die Transportunternehmen haben sich der Protestbewegung angeschlossen, um eine Senkung der Treibstoffpreise zu fordern. Die Regierung hat angeboten, den Import von Düngemittel vom Zoll zu befreien und die Einfuhr von Agrarprodukten stärker zu kontrollieren.