Auf der Suche nach einem Schweizer und einem Niederländer haben am Donnerstag Hunderte Soldaten den Süden der Philippinen durchkämmt. Die beiden waren mit ihrem philippinischen Reiseleiter entführt worden. Dieser erzählte nach seiner Flucht von der Entführung.
Nach Angaben des Eidg. Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) hatte sich die Entführung am Mittwoch auf der Insel Tawi-Tawi im Sulu-Archipel ereignet. Die Marine errichtete eine Seeblockade um die Insel, um die Entführer an der Flucht zu hindern.
Ein Sprecher der Armee sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einer „massiven Such- und Rettungsaktion“. Die philippinische Luftwaffe tötete allerdings am Donnerstag nach eigenen Angaben 15 mutmassliche Anhänger radikal-islamischer Gruppen.
Der Angriff erfolgte auf ein Lager der muslimischen Abu Sayyaf-Rebellen auf der Insel Jolo, wie die deutsche Nachrichtenagentur dpa schreibt. Die Insel gehört zum gleichen Archipel wie Tawi-Tawi. Ob der Angriff mit der Suche nach den Entführten im Zusammenhang stand, blieb unklar.
Flucht nach Jolo?
Allerdings könnte das Boot mit den Entführten effektiv unterwegs auf die Insel Jolo gewesen sein. Diese Vermutung äusserte der philippinische Reisebegleiter, dem während der Fahrt im Boot der Entführer die Flucht gelang, in einem Telefoninterview mit dem Tessiner Radio und Fernsehen RSI.
Er zeigte sich dankbar gegenüber dem entführten Niederländer und dem Schweizer. Sie seien mit seiner Flucht einverstanden gewesen. Da er Philippiner sei, „wäre ich bei der Ankunft an Land erschossen worden“.
Kapitän sprang als Erster
Der Schweizer habe ihm für die Flucht sein restliches Geld gegeben. Als er ein Passagierschiff sowie einige Fischerboote in der Nähe sah, sei er ins Wasser gesprungen und lange getaucht. Später hätten ihn Fischer an Land gebracht.
Bereits im Moment der Entführung gelang den anderen drei Begleitern die Flucht. „Der Kapitän ist als erster ins Wasser gesprungen, dann die anderen beiden.“ Bei diesen habe es sich um ein Mitglied des Dorfrates und einen bewaffneten Polizisten gehandelt.
Entführter aus St. Gallen
Bei dem Schweizer Entführten handelt es sich um einen Tierpräparator aus St. Gallen, wie die Kantonspolizei St. Gallen der Nachrichtenagentur sda bestätigte. Der 46-Jährige ist nach Angaben mehrerer Quellen Hobby-Ornithologe, genau wie sein niederländischer Kollege.
Die Schweizer Botschaft in Manila stehe in permanentem Kontakt mit den lokalen Behörden und der niederländischen Botschaft, teilte das EDA mit. Zudem habe das Aussendepartement Kontakt zu den Angehörigen der entführten Person.