Vor dem Militärgericht in Yverdon VD ist am Montag der Prozess gegen fünf Armee-Kadermitglieder eröffnet worden. Im Zentrum steht ein privater Schützenverein, der seinen Mitgliedern via Bücher und praktischen Schiessübungen neue Kampftechniken näher bringen wollte.
Mit den Anhörungen wurde am Montag erst begonnen. Die weiteren für diese Woche geplanten Prozesstage dürften kaum ausreichen, um Licht in den verworrenen Fall zu bringen. Zwei höhere Offiziere sowie drei Unteroffiziere sind angeklagt, Munition und Räumlichkeiten der Schweizer Armee für nichtdienstliche Zwecke missbraucht zu haben.
Bei den fünf Angeklagten handelt es sich um Kaderangehörige des «Lehrverbandes Infanterie».
Kostspieliger Schützenverein
Der Hauptangeklagte ist ein 53-jähriger, auch international anerkannter Spezialist im Bereich des Gefechtsschiessens. Er soll Schiessstände der Armee benutzt haben, um dort regelmässig kostspielige Kurse für einen Verein zu organisieren, dessen Vizepräsident er war.
Von Januar 2008 bis Oktober 2013 benutzte der Hauptangeklagte die Schiessstände in Lussy FR und im Waadtländer Hongrin-Tal sowie eine Flak-Halle in Payerne FR, um regelmässig Kurse anzubieten.
Für die Benutzung der Räumlichkeiten bezahlte er laut der Anklage keine Miete und schadete den finanziellen Interessen des Bundes um zusätzliche 300’000 Franken.
Insgesamt soll sich der Hauptangeklagte um mehr als 800’000 Franken bereichert haben. In den Jahren 2011 und 2012 zahlte er mit dem Geld seiner Ehefrau monatlich 1000 Franken. Auch andere Personen profitierten finanziell. Die Einnahmen erlaubten ihm aber auch, für 99’000 Franken Waffen zu kaufen und laut Anklageschrift ein «veritables Waffenlager» anzulegen.
Gewerbsmässiger Betrug
Der Hauptangeklagte, um den der Prozess hauptsächlich kreist, ist deshalb unter anderem des gewerbsmässigen Betrugs sowie der Veruntreuung in schwerwiegender Weise angeklagt.
Die Verteidiger der angeklagten Armee-Kadermitglieder wiesen die ihnen angelasteten Straftaten am Montag als ungerecht und übertrieben zurück.
Sie forderten zunächst vergeblich, dass die Gerichtsverhandlung vertagt werde, um die Untersuchung zu vervollständigen. «Ein Untersuchungsrichter hat geglaubt, dass es sich um eine Jahrhundertaffäre handelt», sagte einer der Verteidiger, Robert Assaël, zum Auftakt des Prozesses.
Der Untersuchungsrichter habe einzig nach belastenden Elementen gesucht und versucht, eine Art Parallelarmee zu beschreiben, die im Unwissen der Vorgesetzten aktiv gewesen sei. «Die Realität ist aber eine ganz Andere», sagte der Verteidiger weiter.
Der Hauptangeklagte schien am Montag nicht einsehen zu wollen, weshalb ihm der Prozess gemacht wird. Knapp anerkannte er an, dass das Administrative nicht zu seinen Stärken gehöre.
Die Hauptverhandlung vor dem Militärgericht 2 dauert die ganze Woche. Das Urteil soll anfangs 2017 verkündet werden.