Millionen orthodoxer Christen haben am Wochenende das Osterfest nach dem julianischen Kalender begangen. Ob in Russland, Griechenland oder Ägypten – die jeweiligen Kirchenoberhäupter der Länder führten die Riten an und richteten Osterbotschaften an die Gläubigen.
Auch bekannte Politiker nahmen an den Ostermessen teil – teils unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.
In Moskau rief Patriarch Kirill die Gläubigen zum vereinten «Schutz ihrer Heimat» auf. Wenn sich «Millionen Herzen» vereinten, um die Heimat und die «hohen Ideale und Werte» zu verteidigen, dann seien Wunder möglich, sagte der Oberhirte der etwa 100 Millionen russisch-orthodoxen Christen.
«Solch ein Volk besitzt eine grosse geistige Stärke, die von keinen Katastrophen und Feinden bezwungen werden kann», sagte Kirill in seiner Osterbotschaft am Samstag. Als Beispiel der «Stärke» nannte er den Sieg gegen den Hitler-Faschismus im Zweiten Weltkrieg. Der 70. Jahrestag des Sieges wird in Moskau am 9. Mai gefeiert.
Kremlchef Wladimir Putin, der zusammen mit Regierungschef Dmitri Medwedew zur Ostermesse in die Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau gekommen war, würdigte in einem Telegramm an die Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche weltweit die «prägende Rolle» des Glaubens in der Gesellschaft.
Die russisch-orthodoxe Kirche festige den Zusammenhalt unter den Menschen und erhalte heute Moral und Werte, schrieb er in dem vom Kreml veröffentlichten Brief. Die Kirche schütze das «Institut der Familie» und erziehe die Jugend im Geiste des Patriotismus, lobte der Präsident.
Hoffen auf Frieden in der Ukraine
In der Ukraine nahm Staatschef Petro Poroschenko mit seiner Frau Marina und seinen Kindern in Kiew an den Ostfeierlichkeiten teil, wie die Präsidialverwaltung mitteilte.
«Das Wichtigste heute ist unsere Einheit und die gegenseitige Unterstützung», sagte er mit Blick auf die schwere Wirtschaftskrise in der Ex-Sowjetrepublik sowie den Krieg im Osten des Landes.
«Wir haben heute die echte Hoffnung auf einen Sieg des Lebens über den Tod. Der Krieg wird zwangsläufig enden, weil wir den Frieden wollen», sagte Poroschenko.
Wunder des «Heiligen Feuers»
In Jerusalem feierten mehr als Zehntausend orthodoxe Christen am Ostersamstag das Wunder des «Heiligen Feuers». Bei der Zeremonie wird eine Kerze an einem Licht entzündet, das nur zu Ostern in der Grabeskirche erscheinen soll. Der Überlieferung zufolge soll das Licht die Gläubigen an die Gegenwart Jesu erinnern.
Patriarch Theophilos, Kopf der griechisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem, leitete die Feierlichkeit. Um exakt 14.15 Uhr Ortszeit erschien plötzlich ein helles Licht aus dem Inneren der Kapelle. Die Kirchenglocken läuteten, die Menge jubelte. Theophilos trat dann aus der Kapelle hinaus, in den Händen brennende Kerzen. Kerzen, die die Gläubigen mitgebracht hatten, wurden daran entzündet.
Gläubige aus dem Westjordanland, Israel und auch aus dem Ausland tragen das Licht nach der Zeremonie bis in ihre Gemeinden. Unter anderem wurde das Licht nach einem Bericht der Agentur Ana-Mpa in einem Sonderflug nach Griechenland gebracht, wo es am Flughafen von Athen von einer Delegation empfangen wurde, zu der unter anderem Verteidigungsminister Panos Kammenos gehörte.
Kopten feiern in Ägypten
In Ägypten begingen knapp neun Millionen koptische Christen das orthodoxe Osterfest. Papst Tawadros II. zelebrierte am späten Samstagabend in der Kairoer Markus-Kathedrale die Ostermesse. Sondereinheiten der Polizei sicherten das Gotteshaus. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi pflegt ein vertrauliches Verhältnis zum Papst der Kopten.