Millionen für Metallschrott – Giacometti-Fälscher vor Gericht

Während seine Helfer längst im Gefängnis sitzen, steht von Mittwoch an der mutmassliche Kunstfälscher in Stuttgart vor Gericht. Der lange in Thailand untergetauchte Mann soll weit mehr als 1000 Skulpturen von Alberto Giacometti (1901-1966) gefälscht haben.

Offenbar leicht nachzumachen: Giacometti-Figuren 2010 im Kunsthaus Zürich (Archiv) (Bild: sda)

Während seine Helfer längst im Gefängnis sitzen, steht von Mittwoch an der mutmassliche Kunstfälscher in Stuttgart vor Gericht. Der lange in Thailand untergetauchte Mann soll weit mehr als 1000 Skulpturen von Alberto Giacometti (1901-1966) gefälscht haben.

Die Plagiate der Werke des teuersten Bildhauers der Welt wurden in Deutschland für Millionen an vermögende Kunstsammler verkauft. Experten rücken den 56-Jährigen in die Nähe des zu sechs Jahren Haft verurteilten «Fälscherfürsten» Wolfgang Beltracchi.

Gegen seine Helfer, die mit Hilfe einer atemberaubenden Story mit den falschen Skulpturen handelten, verhängte das Stuttgarter Landgericht bereits empfindliche Haftstrafen. Gut neun Jahre bekam ein Mann, der sich stets als «Reichsgraf von Waldstein» und Freund von Alberto Giacomettis Bruder Diego ausgab.

Vergleichbar mit den grossen Fälschungsskandalen sei der Fall auch wegen des Versuchs, einen glaubwürdigen Kontext für die Fälschungen zu schaffen, sagt der Heidelberger Kunsthistoriker Henry Keazor. So erzählte der «Reichsgraf» seinen Kunden, die Skulpturen stammten aus einem von den Erben Giacomettis geheim gehaltenen Fundus. Zum Beweis der Echtheit und der Legende legte er freilich ebenfalls gefälschte Echtheitszertifikate sowie das Buch «Diegos Rache» vor.

Gestrickt haben soll sich die fantasievolle Legende ein Mainzer Antiquitätenhändler, der vom Landgericht Stuttgart zu gut sieben Jahren Haft verurteilt wurde.

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