Die Zahl der intern vertriebenen Menschen wird laut UNO in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Weniger die bewaffneten Konflikte, sondern vielmehr der Klimawandel, die Nahrungsmittelkrise oder der Kampf um Rohstoffe treiben diese Menschen in die Flucht.
Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) schlug in seinem am Donnerstag veröffentlichten Bericht – dem ersten dieser Art seit 2006 – Alarm. Der Handlungsspielraum für humanitäre Hilfe werde immer kleiner, während die Bedürfnisse immer grösser würden. Der Druck auf das internationale Schutzsystem nehme stetig zu, sagte UNHCR-Chef Antonio Guterres.
Bevölkerungswachstum, Landflucht und Wasserknappheit seien weitere Ursachen, weshalb Millionen von Menschen ihre gewohnte Umgebung verlassen müssten. Bereits heute seien mehr Menschen wegen Naturkatastrophen auf der Flucht als wegen Kämpfen.
Sie erhalten aber nicht den Status von Flüchtlingen, welcher sich nach der Konvention von 1951 richtet. Dies schaffe ein Problem, diese Menschen nach internationalem Recht zu schützen, hielt das UNHCR in seinem Bericht fest.
Mehr als 43 Millionen Menschen sind derzeit weltweit vertrieben. Davon gelten 16 Millionen als Flüchtlinge, eine Million als Asylbewerber und die übrigen als intern Vertriebene.
Fehlende Toleranz
Letzteren zu helfen sei zunehmend riskant für die humanitären Organisationen. Sei es in Somalia, Afghanistan, Jemen oder Irak – der Zugang für die Helfer sei oft schwierig und gefährlich. Die Zahl der Konfliktparteien, darunter auch kriminelle Gruppen, nehme zu und die Konflikte verliefen vielfach chaotisch.
Das UNHCR übt in seinem Flüchtlingsbericht auch Kritik an den Einschränkungen im Asylrecht der Industrieländer. Arme Länder wie Tunesien, Liberia, Pakistan oder Jordanien erwiesen sich als sehr grosszügig bei der Aufnahme geflohener Menschen. Gemäss den Zahlen des UNHCR finden 80 Prozent der Flüchtlinge in Entwicklungsländern Aufnahme.
Reiche Länder dagegen würden manchmal der Fremdenfeindlichkeit nachgeben. Gewisse Industrieländer seien wie Festungen und würden die Verantwortung abschieben, sagte Guterres. In einer immer mehr durchmischten Welt sei Tolerenz essenziell.