Mindestens 21 Tote bei schwerem U-Bahn-Unglück in Moskau

Beim schwersten Unfall in der Geschichte der Moskauer U-Bahn sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als hundert wurden verletzt. Der Zug entgleiste zwischen zwei U-Bahn-Stationen. Das Unglück ereignete sich im morgendlichen Berufsverkehr.

Rettungskräfte bei der Arbeit am verunglückten Zug (Bild: sda)

Beim schwersten Unfall in der Geschichte der Moskauer U-Bahn sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als hundert wurden verletzt. Der Zug entgleiste zwischen zwei U-Bahn-Stationen. Das Unglück ereignete sich im morgendlichen Berufsverkehr.

Überlebende Passagiere berichteten von «Panik» in den Waggons. Der Zug habe plötzlich «scharf gebremst». «Funken und viel Rauch» habe es gegeben, berichtete ein Insasse mit blutverkrusteter Nase. «Alle wurden von einer Seite auf die andere geschleudert.» «Ich dachte, das ist das Ende», sagte ein anderer Passagier einem Fernsehsender.

Zwölf Menschen seien direkt am Unfallort gestorben, sieben weitere im U-Bahnhof, und zwei Menschen seien im Spital ihren Verletzungen erlegen, sagte Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa. Demnach wurden 126 Passagiere in Spitäler gebracht. 42 von ihnen hatten laut einem Ministeriumssprecher schwere Verletzungen.

Das Fernsehen zeigte Rettungskräfte, die blutende Verletzte auf Tragen aus der Station Pobedi-Park trugen. Auf anderen Bildern waren Passagiere zu sehen, die noch in Waggons eingeschlossen waren.

«Es gibt noch eingeschlossene Menschen. Sie zeigen Lebenszeichen und Spezialisten arbeiten daran, sie schnellstmöglich herauszuholen», sagte Vizebürgermeister Pjotr Birjukow, der die Zahl der Eingeschlossenen mit fünf bezifferte. Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte den Opfern im Fernsehen «jede notwendige Hilfe» zu und rief für Mittwoch einen Trauertag aus.

Der russische Präsident Wladimir Putin beauftragte Chef-Ermittler Alexander Bastrykin mit der Untersuchung des Unfalls. Telefonisch übermittelte er von Brasilien aus zudem sein Beileid. Regierungschef Dmitri Medwedew nannte den Unfall «tragisch».

Kein Terroranschlag

Wladimir Markin von der Ermittlungsbehörde schloss einen Terroranschlag aus. «Es handelt sich allem Anschein nach um eine technische Katastrophe», sagte er. Der Zug habe etwa 200 Meter vor der Station Slawjanski Bulwar heftig gebremst, dabei seien die Waggons entgleist, sagte Markin.

Er zweifelte an der zunächst verbreiteten Version, dass ein Spannungsabfall den Unfall verursacht haben könnte. Die Energiewerke hätten eine Stromschwankung nicht bestätigt. «Wir ermitteln derzeit in alle Richtungen. Ein Defekt am Fahrgestell ist ebenso nicht ausgeschlossen wie eine kaputte Weiche», sagte er.

Zum Unfallzeitpunkt um 08.39 Uhr (06.39 Uhr MESZ) sei der Zug etwa 70 Kilometer pro Stunde gefahren, sagte Markin. Die Linie bleibe zwei Tage lang geschlossen.

Zu viele Passagiere und veraltete Technik

Es wurden Ermittlungen wegen eines möglichen Verstosses gegen Sicherheitsvorschriften eingeleitet. Die Moskauer Metro sei für maximal sechs Millionen Passagiere täglich ausgelegt, sagte der auf Verkehrswesen spezialisierte Journalist Alexej Chasbijew vom Magazin «Expert».

Inzwischen würden in der grössten europäischen Stadt mit ihren zwölf bis 15 Millionen Einwohnern jedoch täglich etwa neun Millionen Passagiere befördert, und die Technik sei «veraltet», sagte Chasbijew.

Die U-Bahn-Stationen Pobedi-Park und Slawjanski Bulwar wurden erst im vergangenen Jahrzehnt eröffnet: Pobedi-Park ist die tiefste Station des gesamten Netzes der Millionenstadt und wurde 2003 in Betrieb genommen, Slawjanski Bulwar öffnete im Jahr 2008.

Die Moskauer Metro wurde 1935 noch unter Diktator Josef Stalin eingeweiht. Sie funktioniert üblicherweise gut und ist pünktlich. Über die Jahrzehnte gab es kaum grössere Zwischenfälle. Im Jahr 2010 war die Metro allerdings Ziel eines Doppelanschlags mit 40 Toten.

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