Drei Tage nach dem Durchzug des Rekord-Zyklons «Winston» auf den Fidschi-Inseln wird das Ausmass der Katastrophe immer deutlicher: Mindestens 29 Menschen kamen nach Angaben der Behörden vom Dienstag ums Leben, der Tropensturm machte ganze Dörfer dem Erdboden gleich.
Die Vereinten Nationen rechneten mit einem langen Wiederaufbau in dem Ferienparadies im Südpazifik. Während die zerstörten Kommunikationsverbindungen nach und nach wieder hergestellt wurden, stieg die Zahl der bestätigten Todesopfer auf mindestens 29 an. Die Behörden rechneten mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl.
Die Regionaldirektorin der Hilfsorganisation Oxfam, Raijeli Nicole, sagte, die Bewohner der Fidschi-Inseln stellten sich auf weitere schlechte Nachrichten ein. «Angesichts der Stärke des Sturms und der Bilder, die wir gesehen haben, besteht die grosse Sorge, dass die Opferzahl heute stetig steigen wird und dass die Häuser und die Existenzgrundlagen hunderter Menschen vernichtet sein werden», sagte sie.
Luftaufnahmen zeigten Überschwemmungen, abgeknickte Palmen und entwurzelte Bäume sowie Häuser, von denen nur Kleinholz übrig war. Vom Wind abgetragene Dächer und Möbelstücke lagen verstreut herum.
Langer Weg des Wiederaufbaus
Die UNO-Koordinatorin für Fidschi, Osnat Lubrani, nannte die Bilder aus den Katastrophengebieten «herzzerreissend». Diese liessen «keinen Zweifel an der Grausamkeit dieses Zyklons», sagte sie. Angesichts des Ausmasses der Zerstörung sei es «klar, dass Fidschi einen langen Weg des Wiederaufbaus vor sich hat». «In einem Dorf auf der Insel Koro wurde jedes einzelne Haus und Gemeindegebäude zerstört», sagte Lubrani.
«Winston» war am Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 325 Stundenkilometern auf der Hauptinsel Viti Levu auf Land getroffen. Der Zyklon war der stärkste Wirbelsturm, der jemals auf der Südhalbkugel registriert wurde und der erste Sturm der höchsten Kategorie fünf, der jemals die Fidschi-Inseln traf. Regierungschef Voreqe Bainimarama rief einen einmonatigen Katastrophenzustand aus.
Laut UNO-Koordinatorin Lubrani beantragte die Regierung internationale Unterstützung. Die UNO helfe dabei, die Hilfen zu koordinieren. Es sei bereits Hilfe auf dem Weg zur Inselgruppe Lomaiviti, die sich im Auge des Zyklons befand. Australien und Neuseeland entsandten Hilfsgüter und Transportflugzeuge. Nach Angaben der Behörden konnte auch nach drei Tagen noch nicht zu allen Inseln Kontakt aufgenommen werden.
Ausbreitung von Krankheiten verhindern
Nachdem sämtliche Flüge für zwei Tage gestrichen worden waren, nahm der Flughafen Nadi seinen Betrieb am Montag wieder auf. Ausländische Touristen kamen in Scharen, um die Inseln zu verlassen. Vor allem für Australier und Neuseeländer sind die 900’000 Einwohner zählenden Fidschi-Inseln ein beliebtes Ferienziel.
Der australische Tourist Jeremy Bree erlebte den Sturm in einem Hotel auf Viti Levu. «Es war unglaublich», berichtete er dem Sender ABC. «So ein Geräusch habe ich noch nie gehört, es war wie ein entsetzliches Jaulen.»
Wegen des Zyklons wurden alle Schulen für eine Woche geschlossen, viele von ihnen wurden zu Notunterkünften umgewandelt. Nach Angaben der Behörden vom Dienstag waren noch rund 8500 Menschen in Notunterkünften. Viele von ihnen würden dort auch für Monate bleiben müssen, weil sie alles verloren hätten.
Laut der Hilfsorganisation Care brauchen die Menschen Wasser, Grundnahrungsmittel und Medikamente. Als Nächstes gehe es darum, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, sagte Care-Mitarbeiterin Sarah Boxall. Aufgestautes Wasser begünstige die Ausbreitung von Dengue-Fieber, einer Krankheit, die «ein Problem in Fidschi war».