Mindestens 35 Tote bei Gewalt in südafrikanischer Platinmine

Bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und streikenden Arbeitern einer südafrikanischen Platinmine sind am Donnerstag mindestens 35 Menschen getötet worden. Zudem wurden zahlreiche Menschen verletzt worden.

Polizisten sichern Beweise nach dem "Marikana-Massaker" in Südafrika (Bild: sda)

Bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und streikenden Arbeitern einer südafrikanischen Platinmine sind am Donnerstag mindestens 35 Menschen getötet worden. Zudem wurden zahlreiche Menschen verletzt worden.

Das sagte Polizeiminister Nathi Mthethwa im Radio. Die Polizei habe in „legitimer Selbstverteidigung“ gehandelt, als sie das Feuer auf eine Gruppe von Arbeitern eröffnete, die sie mit Schusswaffen, Macheten oder Eisenstangen angegriffen hätten, hatte Polizeisprecher Dennis Adriao zuvor gesagt.

Die Arbeiter des Bergwerks Marikana nahe der nordwestlichen Stadt Rustenberg hätten ein Ultimatum der Betreiberfirma, der ihnen bei einer Fortsetzung des Streiks mit Entlassung drohte, zurückgewiesen und sich geweigert auseinanderzugehen, sagte Adriao.

Die Polizei habe darauf zunächst Wasserwerfer, Blendgranaten und Tränengas eingesetzt, um die Arbeiter zu vertreiben. Danach eskalierte die Situation.

„Marikana-Massaker“

In einem Bericht des privaten Senders e.tv waren Dutzende Schüsse aus automatischen Waffen zu hören, bis ein Beamter rief: „Feuer einstellen.“ Auf den Aufnahmen waren blutüberströmte, regungslose Körper zu sehen. Örtliche Medien sprachen vom „Marikana-Massaker“.

Der Polizeisprecher sagte, die Arbeiter hätten ebenfalls auf Beamten. „Wir waren in einer Situation, in der bis zu den Zähnen bewaffnete Leute andere angegriffen und getötet haben – sogar Polizisten“, erklärte er. „Was soll die Polizei in einer solchen Lage tun, wenn sie sich bewaffneten Kriminellen gegenüber sieht, die Polizisten ermorden?“

Zuma ruft zur Vernunft auf

Präsident Jacob Zuma zeigte sich „bestürzt und schockiert über diese sinnlose Gewalt“. Er sagte, in der Demokratie Südafrikas gebe es genug Raum, jeden Konflikt „durch Dialog zu lösen ohne Verstösse gegen das Gesetz oder Gewalt.“

Seit dem 10. August streiken rund 3000 Arbeiter der Mine, 70 Kilometer nordwestlich von Johannesburg. Minenbetreiber Lonmin, der weltweit drittgrösste Platinproduzent, bezeichnet den Streik als illegal.

Neue Gewerkschaft

Die Streikenden gehören einer neuen Gewerkschaft an, die gegen die Dominanz der mächtigen National Union of Mineworkers opponiert, die mit dem regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) verbündet ist. In den vergangenen Tagen waren bei Kämpfen zwischen den verfeindeten Arbeiterorganisationen bereits zehn Menschen getötet worden.

In Südafrika befinden sich etwa 80 Prozent der weltweit bekannten Platinreserven. Das Edelmetall wird unter anderem zur Herstellung von Katalysatoren, Laborgeräten und Schmuck verwendet. Der in London ansässige Lonmin-Konzern stellte in seinen Platinwerken die Produktion ein.

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