Beim Zusammenstoss eines Schnellzugs mit einem Güterzug sind am Montag in Nordindien mindestens 40 Menschen getötet worden. Der Express-Passagierzug war laut einem Bezirksbeamten mit hohem Tempo unterwegs, als er in den auf dem Gleis stehenden Güterzug raste.
Das Unglück ereignete sich in der Nähe eines Bahnhofs im Bundesstaat Uttar Pradesh. Rettungskräfte versuchten stundenlang, die unter Trümmern des Gorakhpur Express gefangenen Menschen herauszuholen. Andere Züge wurden umgeleitet.
Nach Angaben der Polizei entgleisten sechs Waggons des Expresszugs. Einer davon sei besonders stark von dem Aufprall erwischt worden, hiess es. In diesem hätten sich die meisten der bislang gezählten 40 Todesopfer befunden. «Er ist zu einem demolierten Eisengewebe reduziert worden», sagte ein Polizist.
Dorfbewohner waren die Ersten an der Unglücksstelle, die rund zehn Kilometer von der nächstgelegenen Strasse entfernt lag. Das indische Fernsehen zeigte, wie sie den Verletzten halfen.
«Ich arbeitete im Feld, als ich die Pfeife der Lok hörte und plötzlich vernahm ich ein Crash-Geräusch», sagte ein Dorfbewohner dem Nachrichtensender Samachar Plus. «Es war ein schreckliches Geräusch.»
Unglücksursache noch unklar
Bei den meisten der Opfer handelte es sich nach Polizeiangaben um arme Farmarbeiter, die aus dem Nachbarstaat Haryana auf dem Weg nach Hause waren. Der Passagierzug war aus der Stadt Hissar nach Gorakhpur unterwegs. Der Fahrer des Expresszugs erlag später am Montag seinen schweren Verletzungen, sein Assistent befand sich in kritischem Zustand, wie der Bahnbeamte Alok Kumar sagte.
Die Behörden suchten nach dem Chef der Bahnstation von Sant Kabir Nagar, der nach dem Unglück verschwunden war. Der Ort liegt etwa 220 Kilometer südöstlich von Lucknow, der Hauptstadt des Staats Uttar Pradesh. Für Aussagen zur Unglücksursache sei es noch zu früh, hiess es zunächst von Behördenseite.
Der neue Ministerpräsident Narendra Modi, der am Montag in sein Amt eingeführt wurde, sprach den Angehörigen der Opfer per Twitter sein Mitgefühl aus. Modi hat versprochen, in die veraltete Infrastruktur des Landes zu investieren. So sollen neue Autobahnen und ein Netz für Hochgeschwindigkeitszüge gebaut werden.
Jährlich tausende Opfer
In Indien fahren täglich 20 Millionen Menschen mit etwa 11’000 Personenzügen. Viele Unfälle gehen auf menschliche Fehler, aber auch auf schlechte Instandhaltung zurück. Laut einem offiziellen Bericht sterben jedes Jahr 15’000 Menschen bei Zugunglücken auf dem Subkontinent.
Im Januar überraschte ein Feuer zahlreiche Bahnreisende nahe Mumbai im Schlaf und tötete neun Menschen. Einige Wochen zuvor waren bei einem Feuer in einem Zug im Bundesstaat Andhra Pradesh 26 Menschen ums Leben gekommen. Und im August hatte ein Hochgeschwindigkeitszug hinduistische Pilger erfasst, die einen Bahnübergang überquerten – 37 Menschen starben.