Nach dem blutigsten Ramadan seit Jahren hält die Gewalt im Irak unvermindert an. Am Samstag wurden nach Behördenangaben landesweit mindestens 55 Menschen getötet, davon mehr als die Hälfte bei Bombenanschlägen in der Hauptstadt Bagdad.
Elf Autobomben explodierten am Samstagabend nahezu zeitgleich in verschiedenen Stadtteilen Bagdads. Ziele waren sowohl sunnitisch als auch schiitisch geprägte Viertel. Mindestens 29 Menschen wurden getötet und rund hundert verletzt. Unter den Zielen waren mindestens zwei Cafés, ein Restaurant und zwei Märkte. Erst am Dienstag waren 31 Menschen bei einer Anschlagsserie in Bagdad getötet worden.
Am Samstag hatte es zuvor bereits einen Anschlag mit zwei Toten und sechs Verletzten in einem sunnitischen Stadtteil Bagdads gegeben. Bei einem Selbstmordanschlag in Tus Churmatu 175 Kilometer nördlich der Hauptstadt wurden zudem neun Menschen getötet und 48 weitere verletzt.
In Nassirija, 300 Kilometer südlich von Bagdad, wurden vier Menschen getötet. Bei einem Anschlag in der für Muslime heiligen Stadt Kerbela, hundert Kilometer südwestlich Bagdads, tötete eine Autobombe fünf Menschen.
Nahe Mossul im Nordirak wurde ein Armeevertreter in seinem Haus erschossen. Ein Behördenvertreter der Region Al-Nil südlich von Bagdad und sein Sohn wurden ebenfalls zu Hause von Bewaffneten überfallen und getötet.
Blutiger Monat
Der Samstag zählte noch zu den Feiertagen zum Ende des Ramadan. In diesem Jahr war der islamische Fastenmonat, der in der zweiten Juliwoche begann, im Irak besonders von Gewalt geprägt. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP wurden mehr als 800 Menschen bei Anschlägen getötet.
Die Vereinten Nationen haben den Monat Juli als blutigsten Monat seit fünf Jahren eingestuft, nachdem mehr als 1000 Menschen gewaltsam getötet worden waren.
Extremisten, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida in Verbindung gebracht werden, griffen während des Ramadan auch Cafés an, in denen sich Muslime zum abendlichen Fastenbrechen trafen, sowie Moscheen, in denen sich Gläubige zum abendlichen Gebet versammelten.
Konflikt zwischen Religionsgruppen
Die Konfliktlinie im Irak verläuft vor allem zwischen Sunniten und Schiiten. Bereits 2006 und 2007 hatten sich die Rivalitäten zwischen den Bevölkerungsgruppen in einem blutigen Konflikt entladen. Zuletzt begannen Ende 2012 massive Proteste von Sunniten, die sich an den Rand gedrängt fühlen, gegen die von Schiiten dominierte Regierung.
Ende April gingen Sicherheitskräfte massiv gegen ein sunnitisches Protestcamp im Nordirak vor. Bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizisten wurden Dutzende getötet. Seitdem nahm die Gewalt im Land zu.
Ausserdem sieht sich der Irak mit Gewalt des Terrornetzwerks Al-Kaida konfrontiert. Ende Juli hatten sich Al-Kaida-Anhänger zu gewaltsamen Gefängnisausbrüchen im Irak bekannt, bei denen hunderte Häftlinge flohen. Am vergangenen Montag verkündete die Regierung die Tötung von sechs Al-Kaida-Mitgliedern sowie die Festnahme von zehn weiteren.