Bei einem Bombenschlag auf eine schiitische Moschee in der südpakistanischen Stadt Shikarpur sind am Freitag mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 50 weitere sind bei dem Attentat in der Provinz Sindh verletzt worden.
Der Sprengsatz sei während des Freitagsgebets explodiert, hiess es. Die voll besetzte Moschee wurde durch die Explosion völlig zerstört.
Ein junger Selbstmordattentäter habe sich im schiitischen Gotteshaus in die Luft gejagt, berichtete der Sender Geo TV unter Berufung auf Augenzeugen. Die Polizei machte zum Hergang zunächst keine Angaben.
Zum Angriff bekannte sich die radikal-islamische Jundullah, eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban. Der Anschlag habe der schiitischen Gemeinde gegolten, erklärte ein Sprecher der sunnitischen Gruppe. «Sie sind unsere Feinde.»
Kritik an Spital und Regierung
Der Augenzeuge Zahid Noon berichtete, nach der Explosion seien hunderte Menschen herbeigeeilt, um Verschüttete aus den Trümmern der Moschee zu befreien. Das Dach des Gebäudes sei unter der Wucht der Detonation eingestürzt.
«Der Zustand einiger Verletzter ist kritisch», sagte ein Arzt des örtlichen Spitals. Vor dem Gebäude protestierten wütende Angehörige dagegen, dass die Verletzten nicht ausreichend versorgt würden. Geschäftsleute schlossen ihre Läden. Eine Schiitengruppe rief für Samstag zu Protesten in der gesamten Provinz Sindh auf.
Schiitenführer Amin Shaheedi kritisierte, die Regierung habe dabei versagt, solche Angriffe zu verhindern. Zudem kündigte er eine dreitägige Trauer an.
Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag. Am Donnerstag hatten Offizielle erklärt, religiöse Minderheiten in Pakistan würden künftig besser geschützt. Sicherheitskräfte sollten unter anderem deren Gotteshäuser verstärkt bewachen. Zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) einen mangelnden Schutz der Minderheiten im Land beklagt.
Deutliche Zunahme der Gewalt
Der Anschlag auf die Moschee in Shikarpur war der schwerste Anschlag gegen Schiiten in Pakistan seit einem Jahr. Am 22. Januar 2014 waren bei einem Anschlag auf einen Pilgerbus in der südwestlichen Provinz Belutschistan 24 schiitische Pilger getötet worden.
Die Gewalt zwischen den religiösen Gruppen in Pakistan hat deutlich zugenommen. Sunnitische Extremisten verüben immer wieder Anschläge auf die Minderheit. Sie halten Schiiten für Abtrünnige. Etwa 20 Prozent der Pakistaner sind Schiiten.
Mitte Dezember verübten radikal-islamische Taliban einen Anschlag auf eine Schule in der nordwestlichen Stadt Peshawar und töteten fast 150 Menschen, die meisten Kinder. Das Massaker löste im Pakistan grosse Empörung und Abscheu aus und wurde auch international scharf verurteilt. Die Regierung in Islamabad hatte daraufhin unter anderem die Sicherheitsmassnahmen verstärkt und nach mehrjähriger Unterbrechung wieder Todesstrafen vollstreckt.