Mindestens 63 Tote bei Anschlägen in Afghanistan

Eine pakistanische Terrororganisation hat sich zu dem Selbstmordattentat auf schiitische Gläubige in Kabul mit mindestens 59 Toten bekannt.

Dutzende Menschen verlieren in Kabul ihr Leben (Bild: sda)

Eine pakistanische Terrororganisation hat sich zu dem Selbstmordattentat auf schiitische Gläubige in Kabul mit mindestens 59 Toten bekannt.

Das sagte ein Sprecher der Organisation Lashkar e-Jhangvi al-Alami am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa im pakistanischen Peshawar. Ein Attentäter hatte sich zuvor während des schiitischen Aschura-Festes in Kabul in die Luft gesprengt.

Auch zu einem zweiten Anschlag in Masar-i-Scharif mit vier Toten bekannte sich die pakistanische Organisation. Ihr werden Kontakte zu Al-Kaida und den Taliban nachgesagt.

Die sunnitische Terrorgruppe Lashkar e-Jhangvi al-Alami wurde in der Vergangenheit für Dutzende Anschläge auf Schiiten in Pakistan verantwortlich gemacht. Übergriffe auf das Nachbarland Afghanistan waren bislang nicht bekannt.

Der Angriff in Kabul galt dem Abu-Fasl-Schrein in der Altstadt, wo sich zahlreiche Gläubige an einem der höchsten Feiertage der schiitischen Muslime versammelt hatten. Der Anschlag wurde nur rund 500 Meter vom Präsidentenpalast entfernt verübt.

Ein Augenzeuge berichtete: „Rund um den Schrein lagen überall Körperteile, auch Kinder waren unter den Toten.“ Insgesamt wurden bei den beiden Attentaten mehr als 130 verletzt. Die Taliban wiesen jede Verantwortung zurück.

Taliban verurteilen Anschläge

Angriffe gegen die schiitische Minderheit waren in Afghanistan anders als im Nachbarland Pakistan oder im Irak bislang äusserst selten. Die afghanischen Behörden hatten von Anfang an sunnitische Extremisten hinter den Taten vermutet. Die Taliban rekrutieren sich vorwiegend aus sunnitischen Muslimen.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid nannte die Anschläge aber unmenschlich und unislamisch. Der schiitische Geistliche Seyed Taqdusi sagte: „Schiiten und Sunniten leben in Afghanistan friedlich zusammen.“ Er sah die Drahtzieher des Kabuler Anschlags in Pakistan.

Anschlag in Masar-i-Scharif

Kurz nach dem Anschlag in Kabul explodierte im Zentrum von Masar-i-Scharif eine weitere Bombe. Der an einem Fahrrad befestigte Sprengsatz war nach Polizeiangaben in der Nähe einer schiitischen Moschee im Stadtzentrum detoniert. Auch in Masar-i-Scharif hatten Schiiten Aschura gefeiert.

Die internationale Schutztruppe Isaf verurteilte die Anschläge auf schiitische Muslime in Afghanistan scharf.

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