Mindestens ein Schweizer wird Stanley-Cup-Champion

Der Stanley-Cup-Final Nashville gegen Pittsburgh ist für das hiesige Eishockey speziell, sind doch mit Roman Josi, Yannick Weber und Kevin Fiala sowie Mark Streit gleich vier Schweizer involviert.

Der Stanley-Cup-Final Nashville gegen Pittsburgh ist für das hiesige Eishockey speziell, sind doch mit Roman Josi, Yannick Weber und Kevin Fiala sowie Mark Streit gleich vier Schweizer involviert.

Bislang dürfen sich mit den Torhütern David Aebischer und Martin Gerber zwei Schweizer Stanley-Cup-Sieger nennen. Allerdings spielte Aebischer beim Triumph der Colorado Avalanche im Jahr 2001 in den Playoffs nur während 32 Sekunden. Auch Gerber musste sich beim Titelgewinn der Carolina Hurricanes 2006 mit einer Nebenrolle begnügen, nachdem er als Nummer 1 in die entscheidende Meisterschaftsphase gestartet war. Immerhin spielte er zwei Partien durch und kam er zu vier Teileinsätzen.

Würde nun Nashville den Pokal in die Höhe stemmen – die erste Partie findet in der Nacht auf Dienstag statt -, wäre das aus Schweizer Sicht eine andere Dimension. Josi gehört bei den Predators zu den absoluten Führungsspielern, keiner im Team kam in den ersten drei Playoff-Runden länger zum Einsatz wie der Berner. Er bestätigte auch in dieser Saison, zu den besten Verteidigern in der NHL zu gehören.

Für Josi wäre der Titelgewinn umso spezieller, als er ihn mit Yannick Weber teilen könnte, mit dem er schon zu Junioren-Zeiten zusammengespielt hat. Weber erledigt seinen Job im dritten Verteidiger-Paar auf solide Art und Weise. Nicht zu vergessen ist Fiala, der bis zum im ersten Viertelfinalspiel gegen die St. Louis Blues erlittenen Oberschenkelbruch vorzügliche Playoffs spielte und mit zwei Toren entscheidend zum unerwarteten«Sweep» gegen die Chicago Blackhawks beitrug – in Spiel 3 zeichnete er in der Verlängerung für den Siegtreffer verantwortlich.

Zwar war Nashville vor der Saison hoch gehandelt worden, dennoch ist der Einzug in den Final, der erste in der Geschichte der 1997 gegründeten Franchise, als Überraschung zu bezeichnen. Die Predators spielten in der Qualifikation sehr unkonstant und starteten als Nummer 8 der Western Conference und Nummer 16 der Liga in die Playoffs. «Die Chemie in unserem Team ist grossartig», sagte Josi. «Wir sind eine Gruppe voller Selbstvertrauen.»

Einer der Gründe für den Lauf in den Playoffs ist für ihn die Breite in der Mannschaft. So wurde bisher selbst der Ausfall von Ryan Johansen (Oberschenkel) kompensiert. Der Center Nummer 1 stand in den letzten beiden Halbfinalspielen gegen die Anaheim Ducks nicht mehr zur Verfügung, dennoch gewann Nashville zweimal. Beim 6:3-Sieg im letzten Spiel war beispielsweise der 23-jährige Colton Sissons mit drei Toren der Matchwinner. Ausserdem präsentierte sich Torhüter Pekka Rinne mit einer Abwehrquote von 94,1 Prozent in den Playoffs in überragender Form.

Vor allem vor eigenem Publikum trat Nashville bisher äusserst stark auf, gewann es sieben von acht Partien. Die Euphorie in der Stadt im Bundesstaats Tennessee ist riesig. «Es macht sehr viel Spass, in einer Stadt wie Nashville zu spielen», erklärte Josi. «Ich denke, es ist die lauteste Arena in der NHL. Die Leute lieben das Team, und wir lieben die Fans.»

Wohl letzte Chance für Mark Streit

Gegen Pittsburgh ist Nashville der Aussenseiter. Bei den Penguins steht mit Mark Streit ebenfalls ein Berner unter Vertrag. Streit trainiert im Sommer jeweils mit Josi und Weber. Für den 39-jährigen Verteidiger ist es wohl die letzte Chance, seine grosse Karriere mit dem Stanley-Cup-Triumph zu krönen, läuft doch der Vertrag nach dem Ende der Saison aus.

Allerdings spielte Streit in den Playoffs bei Pittsburgh bisher nur eine Nebenrolle; er erhielt nur in drei von 19 Partien das Vertrauen. Daran dürfte sich nur bei weiteren Verletzungen etwas ändern. Kommt Streit im Final nie zum Zug, würde sein Name nach den Richtlinien der NHL nicht auf dem Pokal eingraviert werden. Dafür sind mindestens ein Einsatz im Final oder mindestens 41 Partien für den siegreichen Verein in der Qualifikation gefordert. Letzteres erfüllt er deshalb nicht, weil er erst Anfang März von den Philadelphia Flyers zu den Penguins gedraftet worden war. Streit könnte im Falle eines Sieges aber darauf hoffen, dass eine Ausnahme gemacht wird.

Pittsburgh erhält die Chance, als erstes Team seit den Detroit Red Wings 1998 zweimal in Folge den Titel zu holen. Ein grosser Pluspunkt gegenüber Nashville ist die Erfahrung; bei den Predators bestritt einzig der angeschlagene Mike Fisher schon Finalpartien in der NHL. Zudem können Spieler wie Jewgeni Malkin, Sidney Crosby oder Phil Kessel stets für die Differenz sorgen. Das Trio belegt in der Playoff-Skorerliste die Ränge 1, 2 und 4. Ein Plus für Nashville könnte derweil sein, dass es ausgeruhter ist. Pittsburgh musste in den letzten beiden Runden über die volle Distanz von sieben Begegnungen.

«Wir denken nur ans erste Spiel», sagte Josi. «Wir wissen, wie wichtig dieses ist». Bei Crosby und Malkin gelte es, ihnen so wenig Zeit und Raum wie möglich zu geben. Die Verteidiger dafür haben die Predators. Auf dieser Position kann ihnen keine Mannschaft in der NHL das Wasser reichen.

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