Durch den Hurrikan «Matthew» sind in Haiti und der Dominikanischen Republik mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Der starke Wirbelsturm erreichte am späten Dienstagnachmittag (Ortszeit) Kuba und nahm am Mittwoch Kurs auf die Bahamas.
«Matthew» richtete auf seinem Weg schwere Schäden an und schnitt ganze Regionen von der Aussenwelt ab. Auch die USA rüsteten sich für die Ankunft des Hurrikans.
«Matthew» ist der stärkste Sturm in der Region seit einem Jahrzehnt. Das US-Hurrikanzentrum NHC bezeichnete ihn als «extrem gefährlich». Zwischenzeitlich erreichte der Sturm die höchste Kategorie fünf, am Wochenende wurde er auf Stufe vier herabgesetzt. Am Mittwoch folgte eine erneute Herabsetzung auf Stufe drei.
In Haiti hinterliess «Matthew» durch schwere Überschwemmungen eine Schneise der Verwüstung, nach neuen Angaben wurden mindestens fünf Menschen getötet und fast 1900 Häuser geflutet. Dem Innenministerium zufolge wurden mehr als 9000 Haitianer in Notunterkünften wie Schulen und Kirchen untergebracht.
Die Behörden fürchten aber, dass die Zahlen zu Opfern und Schäden noch drastisch nach oben schnellen, sobald die Kommunikation in entlegene Gebiete wieder hergestellt ist. So stürzte etwa eine Brücke, die die Hauptstadt Port-au-Prince mit dem südlichen Landesteil verbindet, ein. Dadurch wurde die Verbindung in die Region abgeschnitten, auch Telefonleitungen wurden gekappt.
Wahlen verschoben
Die Schulen in dem Land sollen bis kommenden Montag geschlossen bleiben. Wegen Hurrikan «Matthew» wurde die ursprünglich für Sonntag geplante Präsidentenwahl in Haiti verschoben worden. Der neue Wahltermin werde in den kommenden Tagen bekanntgeben, teilte das Wahlamt am Mittwoch mit.
Haiti gilt als ärmstes Land des amerikanischen Kontinents. Sechs Jahre nach einem verheerenden Erdbeben, bei dem 2010 rund 250’000 Menschen ums Leben kamen, leben immer noch tausende Obdachlose in Zelten.
Der Malteser Hilfsdienst erklärte, durch die Überschwemmungen seien in den Slums von Cité Soleil in Port-au-Prince die Hütten regelrecht «weggewaschen» worden. Die Organisation begann ebenso wie unter anderem World Vision und Care mit der Verteilung von Hilfsgütern wie Decken, Hygienemitteln und Trinkwasser. Sie riefen die Weltgemeinschaft zudem zu Spenden für die betroffenen Länder auf.
In Haiti wurde mit schweren Schäden gerechnet. «Viele Regionen wurden stark gerodet. Der Hurrikan bringt mit bis 600 Millimeter pro Quadratmeter extreme Regenmengen mit, so dass neben Sturmschäden vor allem die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen extrem hoch ist», sagte der Leiter der Auslandshilfe des Arbeiter-Samariter-Bunds, Carsten Stork.
Verheerende Situation
In dem völlig verarmten Karibikstaat wurden nach Angaben der Vereinten Nationen 1300 Notunterkünfte mit Kapazität für 340’000 Menschen eingerichtet. Allerdings sei fraglich, ob die Evakuierungszentren dem anhaltenden heftigen Sturm standhalten könnten.
Die Europäische Union sagte bereits 255’000 Euro Soforthilfe zu. Caritas Schweiz sprach einen Beitrag von 100’000 Franken.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF warnte, mehr als vier Millionen Kinder könnten von den Auswirkungen von «Matthew» betroffen sein.
Vier Tote in Dominikanischer Republik
In der Dominikanischen Republik, die sich mit Haiti die Insel Hispaniola teilt, wurden vier Todesopfer gemeldet. Zwei Kinder starben, als ihr Haus in einem Armenviertel der Hauptstadt Santo Domingo einstürzte. Ein weiteres Kind und ein Mann wurden in anderen Stadtteilen unter Trümmern begraben. Rund 200 Häuser wurden in dem Urlaubsland zerstört.
Fast 18’000 Menschen mussten nach Behördenangaben vorsorglich ihre Häuser verlassen. Rund 800 von ihnen wurden in Notunterkünften untergebracht. 31 Ortschaften waren von jeglicher Kommunikation abgeschnitten, wie das Zentrum für Katastropheneinsätze mitteilte.
Die Ostküste Kubas erreichte «Matthew» schliesslich mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Kilometern pro Stunde, wie das US-Hurrikanzentrum mitteilte. Dort wurden 1,3 Millionen Menschen in Sicherheit gebracht, über Verletzte oder Todesopfer wurde bislang nichts bekannt.
Notstand in den USA
Unterdessen rüsteten sich auch die USA für schwere Unwetter. In den Bundesstaaten Florida und South Carolina und in Teilen von North Carolina wurde der Notstand ausgerufen.
In South Carolina ordnete Gouverneurin Nikki Haley zudem die Evakuierung der Küsten an. Etwa 1,1 Millionen Menschen sollten mindestens 160 Kilometer ins Inland umsiedeln. Haley forderte die Bürger auf, so früh wie möglich die Küstengebiete zu verlassen.