Mist, der Duft der Heimat

Auf der Lueg im Emmental riecht es zuweilen etwas streng. Aber man verzeiht es ihr. Sie ist verflixt schön.

Kuschelig, dieses Emmental.

(Bild: Tino Bruni)

Auf der Lueg im Emmental riecht es zuweilen etwas streng. Aber man verzeiht es ihr. Sie ist verflixt schön.

Die Hügel im Emmental sind so sanft und lieblich, man möchte sie am liebsten streicheln. Wir lassen das allerdings bleiben. Stattdessen stapfen wir auf ihnen herum, mit unseren schweren Wanderschuhen an den Füssen: Von der Lueg nach Affoltern im Emmental zur Schaukäserei, wo der löchrige Käse herkommt, und von dort mit grossem Bogen via «Lochbeizli» und Restaurant zur Säge wieder zurück.

Andere machen es sich da leichter. Sie kurven mit ihren gemieteten Elektrovelos zwischen den Feldern herum, die unweit von der Lueg hergestellt werden. Das Emmental liegt auf der sogenannten Herzroute, auf der vorzugsweise elektrisierte Rentner von Lausanne bis nach Rorschach radeln oder umgekehrt. Für Batterienwechsel ist unterwegs gesorgt. 

Sehnsuchts-Schweiz

So flitzen die Velöler seelenruhigen Atems an allem vorbei, an uns wie auch den zig Bauernhöfen. Die werden hier noch nach althergebrachter Manier (also fleissig) gepflegt. Die weiss verputzten, dicken Steinmauern strahlen auch in nebligem Licht.

Schön haben die es hier, ahnt man – ein Eindruck, der sich verstärkt mit jedem «Grüessssechchch», das so fröhlich wie gemächlich den Landwirten über die Lippen schleicht, wenn sich unsere Wege kreuzen. Für uns stressgeplagte Städter fast so erholsam wie zwanzig Minuten Heusauna im Hotel.

Wäre man allerdings ein schlechter Mensch, man würde leicht neidisch ob so viel Idyll. Vielleicht wäre man geneigt, ein Atomendlager oder dergleichen hierher zu wünschen, bloss, damit das gewohnte Zuhause in der Stadt im Vergleich nicht dermassen abfallen müsste. Hier oben wohnen selbst die Hühner vorzüglich! Kaum vorzustellen, wie es wäre, wenn jetzt auch noch die Kühe und Kälber auf den Weiden grasten, mit ihren grossen Glocken um den Hals.

Entspannung pur 

Bei unserem Besuch harrt das Vieh noch die letzten kalten Tage aus und bleibt im Stall. An Futter wird es ihm nicht mangeln, wenn es da raus darf. Das saftige Gras um uns herum kommt nämlich nicht von ungefähr. Es stinkt ordentlich nach Mist und Gülle. Oder wie es unser Taxifahrer auf dem Weg zum Hotel formulierte: «Ah, jitz schmöckts haut wider nach Heimet, gäu!»

Er übrigens ein waschechter Emmentaler, von seinem Fleckchen Erde auch mit rund 65 Lenzen noch immer derart angetan, dass er bei besonders schönen Aussichten ohne Weiteres auch mal sein Lenkrad Lenkrad sein lässt.

Auf der Lueg geht das eben noch. Und genau dafür sind wir ja hierher gekommen. Einfach mal die Zügel locker lassen. Einfach mal ausspannen. Akku aufladen. Schön wars.

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  • Abschalten: Ein «DeinDeal»-Angebot führte uns in den Landgasthof Lueg ins «James Bond»-Zimmer. Als Angebot war das voll okay. Gutes Essen, sehr freundliches Personal, hübsche Wellness-Anlage (nicht nur für Hotelgäste offen).
  • Abmarsch: Von Burgdorf fährt jede Stunde ein Bus auf die Lueg. Wegweiser führen von da in alle Richtungen, eine Karte mit erprobten Tagesrouten erhalten Sie im Landgasthof.
  • Aufsatteln: Velos, auch herkömmliche, kann man zum Beispiel in Burgdorf mieten. Mit Führerschein erhält man die ganz schnellen Mountainbikes.

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